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Zwischen Exemplum und Krankheitsbild: Medizinische Fallgeschichten in niederländischen Texten der Frühen Neuzeit

Antragstellerin Dr. Bettina Noak
Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Frühneuzeitliche Geschichte
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 209750122
 
Das beantragte Projekt arbeitet erstmals das Genre der medizinischen Fallgeschichten in der frühneuzeitlichen niederländischsprachigen Literatur in seiner Bedeutung für den Zusammenhang zwischen Literatur und Wissen auf. Dabei ergeben sich vier Schwerpunkte: 1. Zunächst wird die traditionelle humanistische, auf dem Muster der Exempelerzählung und medizinischer erzählender Genres, wie den Observationes Medicae, basierende Fallgeschichte betrachtet. Besonderes Interesse findet hier die Verknüpfung verschiedener medizinischer, historischer, politischer, theologischer und philosophischer Diskurse. 2. Einen zweiten Schwerpunkt bildet dann die Fallgeschichten der cartesianischen Medizin. Hier geht es um die Verwissenschaftlichung medizinischer Beobachtungen, aber auch um die Konsequenzen der Anwendung cartesianischer Lehren für die Sicht auf den menschlichen Körper und die Wahrnehmung von Krankheit im Allgemeinen. Ziel des Projektes ist es, vor dem Hintergrund einer zu erarbeitenden Typologie der medizinischen Fallgeschichte die komplexen Wechselwirkungen ästhetischer, ethischer und naturwissenschaftlicher Diskurse in der niederländischen Literatur der Frühen Neuzeit darzustellen. 3. Es erweist sich als notwendig, auch Fallgeschichten von Medizinern heranzuziehen, die nicht zum cartesianischen Lager gerechnet werden können, deren empirische Leistungen aber für die Entwicklung der frühneuzeitlichen Medizin von großer Bedeutung waren. Für diese Gruppe fehlt bisher eine systematische Analyse der narrativen Aspekte ihrer Schriften. 4. Um die Ausstrahlung dieser Debatten im transnationalen Rahmen zu verdeutlichen, wird zudem der Transfer des niederländischen Modells der Fallgeschichte in den deutschen Sprachraum behandelt. Dabei zeigt es sich, dass eine kritische Auseinandersetzung mit den Werken insbesondere der niederländischen Cartesianer stattfand, die zu einer größeren Individualisierung der Fallgeschichte in der Frühaufklärung führte. In einem Schlusskapitel der Arbeit soll die Relevanz der Untersuchungen zur medizinischen Fallgeschichte für den Zusammenhang von Literatur und Wissen in der niederländischsprachigen Literatur der Frühen Neuzeit erläutert werden. Ziel ist die Darstellung der vielschichtigen Verbindungen ästhetischer, ethischer und naturwissenschaftlicher Diskurse in der niederländischen Literatur des siebzehnten und beginnenden achtzehnten Jahrhunderts als Ergebnis der Studie.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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