Detailseite
Projekt Druckansicht

Evidenz und visuelle Beweiskraft in der medizinischen Diagnostik im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert am Beispiel der Krankheiten des Harntraktes

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2012 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 227086191
 
Die Frage, wie wissenschaftliche Evidenz argumentativ begründet wird, spielt in der Medizin eine besondere Rolle. Evidenz im Sinne von Augenscheinlichkeit bietet letztendlich in Diagnostik und Therapie eine Legitimation für ärztliches Handeln. Die Kontextualisierung des vielschichtigen Begriffs der „Evidenz“ im Umfeld der medizinischen Diagnostik, wie er sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert herausgebildet hat, ist in der bisherigen Forschungsliteratur jedoch kaum beachtet worden. Im Mittelpunkt des Projektes steht die Analyse visueller „Evidenzstrategien“ in diesem Zeitraum: Welche Darstellungsformate (Schriftbild, Bild, Tabelle, Diagramm etc.) wurden eingesetzt, um Evidenz zu erzeugen? In welcher Form wurde das Thema von den zeitgenössischen Autoren reflektiert? Insbesondere sollen die unterschiedlichen Ausprägungen der Darstellungsformate herausgearbeitet werden, deren Bandbreite von der technisch erzeugten Abbildung (etwa aus dem Körperinnern) mit Beweisfunktion bis hin zu synthetisierten Visualisierungsformen (Tabellen, Graphen etc.) reicht. Ein zentraler Gegenstand ist dabei das Verhältnis von Technik und Evidenz. Welche Techniken, Instrumente und Apparaturen wurden in der medizinischen Diagnostik eingesetzt, welche Visualisierungsformate mit welcher Evidenz wurden mit ihnen generiert? Neben einer Rekonstruktion dessen, was überhaupt in den Quellen als evident angeführt wird, soll die gesamte Breite der Erzeugung von - und Auseinandersetzung um Evidenz erfasst werden. Die unterschiedlichen Figurationen von Evidenz sollen auf der Basis zentraler Kategorien wie der unterschiedlichen Ausformungen von Objektivität, der Ausprägung bestimmter (Bild-)Stile, der Entwicklung entsprechender Kommunikationsformen sowie der Bereitschaft für gerichtetes Sehen analysiert werden. Als Untersuchungsgegenstand soll dabei exemplarisch die Praxis der Diagnostik der Krankheiten des Harntraktes in den Blick genommen werden, weil sich hier diagnostische Praktiken von der körperfernen Diagnostik von Körperflüssigkeiten (z.B. Harnschau), der Hautbetrachtung, der Bilderzeugung und der in den Körper eindringenden Diagnostik (z.B. Endoskopie und Uro-Radiologie) vereinen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung