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Globale wirtschaftliche Einflüsse und lokale Arbeitsbeziehungen in der Reorganisation eines agro-industriellen Zentrums

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 165405448
 
Die Schnittblumenproduktion bildet eine treibende Kraft des Wandels im sozialökologischen System (SES) des Naivasha-Sees. Das Neuprojekt B3 befasst sich mit diesem agro-industriellen Komplex mit dem Ziel, die Beziehungen zwischen globalen ökonomischen Einflüssen, lokalen Sozialdynamiken und deren Auswirkungen auf Resilienz und Reorganisation des lokalen SES zu erkunden. Hinsichtlich des übergeordneten Konzeptionsrahmens der Forschergruppe setzt sich das Projekt kritisch mit der Raumfixiertheit von SES-Ansätzen auseinander, indem der Blick in zwei Richtungen erweitert wird. Erstens wird die Territorialität von SES- und Resilienzkonzepten aus einer multiskalaren Perspektive neu bewertet, um lokal begrenzte Systeme in größeren räumlichen Zusammenhängen und Verbindungen zu analysieren. Zweitens werden soziale Aspekte und Kopplungseffekte des lokalen SES untersucht, um soziale Dynamiken im Kontext globaler Einflüsse zu verstehen. Das Projekt gliedert sich in zwei Teile, die die Schnittblumenindustrie als Scharnier zwischen globalen und lokalen Prozessen betrachten. Der geographische Beitrag (Teil A) befasst sich mit der globalen Wertschöpfungskette (GVC) der Blumenproduktion und fragt nach deren lokalen Auswirkungen in Naivasha. Die Leitfragen zielen auf drei Sachverhalte: (1) die Governance-Struktur der GVC (Akteure und Treiber, institutionelles Setting, Standards); (2) direkte Auswirkungen der GVC auf den Schnittblumenanbau in Naivasha (Farmorganisation, Spezialisierungsprozesse, Produktion); (3) funktionale Beziehungen und Interaktionen zwischen den Blumenfarmen und ihrer sozio-ökonomischen Umgebung (formelle und informelle Arrangements zwischen Großfarmen und Kleinbetrieben, Konkurrenz um Land und Wasser, Wissenstransfer). Die äußerst dynamische soziale Organisation der Arbeiterschaft in der Blumenindustrie ist Gegenstand der ethnologischen Forschung (Teil B). Die Schlüsselfrage in Teil B ist, wie die Arbeiter in der Blumenindustrie neue Muster der sozialen Organisation unter den Bedingungen einer an einen Sektor oder sogar einen einzigen Arbeitgeber gebundenen Lohnarbeit entwickeln, zudem im Übergang zu urbanen (oder quasi-urbanen) Siedlungsformen, d.h., inwiefern hier ein industrielles Proletariat entsteht. Die Leitfragen richten sich auf drei Sachverhalte, nämlich (1) die Organisation der Arbeit, einschließlich der kürzlichen Gründung von Gewerkschaften; (2) deren Konsequenzen für Haushaltsökonomien, Entstehung von Gemeinschaften, und soziale Dynamiken in den neuen Siedlungen, zum Beispiel in Hinsicht auf die zunehmend wichtige Rolle von (fundamentalistischen) Kirchen und der Kikuyu-geführten Mungiki-Sekte, oder der Rolle ethnischer Untergliederungen; (3) translokale Beziehungen zwischen Naivasha und anderen Teilen des Landes und ihre Auswirkungen auf Arbeitsdynamik und sozio-ökonomische Prozessen, zum Beispiel in Hinsicht auf die ausgedehnten Familiennetzwerke.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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