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Die Etablierung humangenetischer Beratungsstellen in der DDR im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit

Antragstellerin Dr. Susanne Doetz
Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 239941624
 
Vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Vergangenheit und der von der Sowjetunion übernommenen Lyssenko-Doktrin, die die Vererbung erworbener Eigenschaften postulierte und die Genetik als pseudowissenschaftlich brandmarkte, wurde humangenetische Forschung in der DDR bis in die späten 1960er Jahre nur in geringem Umfang betrieben. Im Rahmen der sogenannten Biologieprognose setzten sich Wissenschaftler 1966 für eine weiterführende Forschung auf diesem Gebiet ein. Dabei verwiesen sie auf die fortschreitende internationale Entwicklung auf diesem Feld. Fünf Jahre später (1971) startete das Forschungsprojekt Humangenetik, dessen vorrangiges Ziel im Aufbau eines humangenetischen Beratungsdienstes lag. Mitte der 1980er Jahre verfügte jeder Bezirk der DDR über eine humangenetische Beratungsstelle. Die humangenetische Beratung diente somit als Transmissionsriemen für die praktische Anwendung moderner molekulargenetischer Erkenntnisse. Das Forschungsvorhaben will die Etablierung des humangenetischen Beratungsdienstes in der DDR im Kontext der Wechselwirkungen zwischen Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit untersuchen. Auf welche bereits bestehenden medizinischen Strukturen wurde dabei zurückgegriffen, welche Traditionslinien verfolgt bzw. von welchen sich bewusst distanziert? Wie gestaltete sich die humangenetische Beratung im Spannungsfeld zwischen gesundheitspolitischen Vorgaben der SED, internationalem Wettbewerb, mangelnden Ressourcen und den Interessen der Humangenetiker_innen? Und welche Rolle kam der Öffentlichkeit bzw. einzelnen Teil-Öffentlichkeiten zu, die immerhin potentielle Adressaten jener Beratungstätigkeit waren? Diesen Fragen soll anhand der Dokumente verschiedener beteiligter Institutionen, anhand zeitgenössischer Publikationen und mit Hilfe von Zeitzeugeninterviews nachgegangen werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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