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FREIE WÄHLER: Mitglieder, Identität und Organisation. Eine Mitgliederbefragung

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 240241018
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die vorgestellten Ergebnisse liefern erstmals ein umfassendes Bild über die Mitglieder- und Organisationsstruktur der Freien Wähler. Es bestätigte sich, dass die verbandlich organisierten Wählergemeinschaften der Freien Wähler von sonstigen, lose organisierten Wählergemeinschaften deutlich abzugrenzen sind. Sie weisen eine formalere Organisationsstruktur, längere Existenzdauer und höhere Mitgliederzahl als sonstige Wählergemeinschaften auf. Die empirischen Erhebungen deuten zudem auf eine Zunahme der Präsenz in den Kommunen hin; in schätzungsweise acht von zehn Städten und Gemeinden existiert mindestens eine Wählergemeinschaft. Im Vergleich zu früheren Ergebnissen bedeutet dies eine Zunahme um knapp acht Prozentpunkte. Anknüpfend an die vorliegenden Ergebnisse erweisen sich weitere Forschungsperspektiven als naheliegend und erkenntnisbringend: Im Fokus dieser Studie standen die Mitglieder sowie die Organisationsstruktur der Freien Wähler. Ungeklärt ist bislang, ob und inwieweit sich die Einstellungen und Werte der Mitglieder auch in der Außendarstellung der Freien Wähler bzw. Kommunaler Wählergemeinschaften niederschlagen. Naheliegend ist diesbezüglich eine Analyse der Wahlprogramme und ein Vergleich zwischen den Ortsverbänden der etablierten Parteien und Kommunaler Wählergemeinschaften. Da im Verlauf der Datenerhebung auch die Wahlprogramme der untersuchten Wählergemeinschaften erhoben wurden, ist dafür bereits eine erste empirische Grundlage geschaffen worden. Da europaweit eine Zunahme der Präsenz und des Erfolgs von Wählergemeinschaften oder Kommunalund Regionalparteien zu beobachten ist, gewinnt die Frage an Relevanz, welche kontextspezifischen Faktoren in den verschiedenen Staaten den Erfolg dieser Gruppierungen erklären können. Für den Erfolg deutscher Wählergemeinschaften wurden in früheren Studien insbesondere die Zahl der Parteien in der Stadt oder Gemeinde sowie die Gemeindegröße als Ursachen herangezogen. Mögliche Effekte des Parteienwettbewerbs auf der nationalen Ebene (bspw. die Existenz einer Großen Koalition) blieben unberücksichtigt. An dieser Stelle könnten vergleichend ausgerichtete Studien anknüpfen und einen konzeptionellen und empirischen Beitrag zur Verknüpfung des nationalen und regionalen politischen Wettbewerbs herstellen. Durch die Erhebung der Stimmenanteile bei Kommunalwahlen der in die Stichprobe aufgenommenen Wählergemeinschaften liegt auch hier bereits eine erste Datengrundlage vor. Bezüglich des methodischen Vorgehens ist mit Blick auf potenzielle künftige Forschungsarbeiten der schwierige Feldzugang bei der Erforschung Kommunaler Wählergemeinschaften zu beachten. Die Kooperationsunwilligkeit der Landesvorsitzenden bzw. des Bundesvorsitzenden der Freien Wähler erschwerte den Prozess der Datenerhebung der vorliegenden Studie zusätzlich. Dank sorgsamer Recherchearbeit der Projektmitarbeiter Jens Walther und Michael Angenendt sowie der Hilfskraft Lisa Czeczinski konnten dennoch die entsprechenden Kontaktadressen der Wählergemeinschaften erhoben werden. Ist es das Ziel, die Mitglieder von Kleinparteien oder Wählergemeinschaften zu untersuchen, sollten daher ausreichend Zeitpuffer für die Recherche der Kontaktdaten und der Erstellung des Stichprobenplans einkalkuliert werden. Sollen belastbare Aussagen über die Funktion und Struktur von lokalen politischen Gruppierungen getroffen werden, ist ein solches Vorgehen dennoch ratsam. Schließlich bestätigen die erhobenen Daten, dass sich Wählergemeinschaften teils deutlich voneinander unterscheiden. Fallstudien zu einzelnen Wählergemeinschaften laufen hingegen Gefahr, spezifische Charakteristika einzelner Gruppen zu verallgemeinern. Die Erhebung von landesverbandlich und lose organisierten Wählergemeinschaften berücksichtigte zudem die von einem Gutachter des Projektantrags geforderte Vergleichsperspektive zu sonstigen Wählergemeinschaften.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2018) Anti-Partyism in German Independent Local Lists: Empirical Insights from a Membership Study. German Politics 27 (3) 401–423
    Angenendt, Michael
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/09644008.2018.1445723)
  • (2018) Freie Wähler zwischen Partei und Wählergemeinschaft. Mitglieder, Identität und Organisation. ZParl (Zeitschrift für Parlamentsfragen) 49 (2) 325–345
    Walther, Jens; Angenendt, Michael
    (Siehe online unter https://doi.org/10.5771/0340-1758-2018-2-325)
  • (2017) Politik abseits der Parteien. Wer partizipiert warum in einer kommunalen Wählergemeinschaft? MIP – Mitteilungen des Instituts für Deutsches und Internationales Parteienrecht und Parteienforschung (23) 82-92
    Angenendt, Michael
 
 

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