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Die Neurobiologie der Emotionsregulation bei Anorexia nervosa (NEA)

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 249366886
 
Theoretischen Modellen zufolge führt die exzessive Nahrungsrestriktion zu einer Dämpfung negativer Emotionen bei Patientinnen mit Anorexia nervosa (AN). Dies kann als ein zentraler, die Störung aufrechterhaltender Faktor angesehen werden. Bisherige Studien zeigen, dass AN erhebliche Probleme in der Regulation negativer Emotionen aufweisen. In eigenen Studien konnten wir zeigen, dass ein niedrigeres Körpergewicht bei AN mit geringeren Schwierigkeiten in der Emotionsregulation sowie einem verringerten Abruf negativer Emotionen in autobiographischen Erinnerungen einhergeht. Biopsychologischen Modellen zufolge führt die Nahrungsrestriktion bei AN zu einer Abschwächung negativer Emotionen durch die Reduktion der Tryptophan (TRP)- Konzentration im Plasma und damit der Serotoninausschüttung im Gehirn. TRP kann als Vorprodukt von Serotonin nur durch die Nahrung aufgenommen werden. Niedrigkalorische Diäten sind mit verminderter TRP-Konzentration im Plasma und veränderter Serotoninaktivität im Gehirn verbunden. Entsprechend weisen AN Patientinnen eine sehr niedrige TRP-Konzentration im Plasma auf. Eine Gewichtszunahme hingegen geht mit einer Zunahme der TRP-Konzentration im Plasma und in der zerebrospinalen Flüssigkeit einher. Die veränderte Serotoninfunktion spielt möglicherweise eine entscheidende Rolle in der affektiven Dysregulation bei AN. Dafür spricht, dass bei gesunden Frauen eine experimentelle Unterdrückung von TRP zu einer verminderten Schreckreaktion, reduzierter Wahrnehmung von und reduzierter Erregung in Reaktion auf aversive Reize führt. In umgekehrter Weise, führt eine kurzzeitige Erhöhung der TRP-Konzentration zu einem signifikanten Anstieg negativer Stimmung und einer schnelleren Wahrnehmung von Angstreizen. Diese theoretischen Modelle und empirischen Befunden geben Anlass zu der zentralen Hypothese unserer Studie, dass Nahrungsrestriktion bei AN der Vermeidung aversiver Emotionen dient, vermittelt durch verringerte TRP-Verfügbarkeit und veränderte Hirnaktivität. Wir nehmen an, dass dies einen Pathomechanismus darstellt, welcher überdauernde Defizite in der Emotionsregulation bei AN zeitweise zu kompensieren vermag und dadurch zur Aufrechterhaltung der Störung beiträgt. Unser Ziel ist es, zu untersuchen, inwieweit eine experimentell induzierte Erhöhung der TRP-Konzentration bei AN Patientinnen zu gesteigerter Reaktivität des limbischen Netzwerks führt. Zudem möchten wir untersuchen, inwiefern sich AN von gesunden Kontrollen hinsichtlich der kortikalen Herabregulierung limbischer Aktivität unterscheiden. Geplant ist ein randomisiertes, doppelblindes, placebo-kontrolliertes Design mit experimentellem Paradigma unter Verwendung bildgebender Verfahren. Die Ergebnisse der hier vorgestellten Untersuchungen könnten wichtige Aufschlüsse über Entstehung und Aufrechterhaltung der Störung sowie relevante Ausgangspunkte zur Entwicklung effektiverer Behandlungsmethoden liefern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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