Detailseite
Projekt Druckansicht

Empirisierung des Transzendentalen. Epistemologische Voraussetzungen und Erscheinungsformen der Moderne in Wissenschaft, Literatur und Kunst um 1900.

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 254342803
 
Das DFG-Netzwerk bringt Vertreter unterschiedlicher Disziplinen (Literaturwissenschaft, Philosophie, Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, Sprachwissenschaft, Kunstgeschichte/Bildwissenschaft) unter dem Dach einer gemeinsamen problemgeschichtlichen Fragestellung zusammen: Auf welche Weise wird die empirische Untersuchung der menschlichen Erkenntnisbedingungen in einem Zeitraum von ca. 1850 bis 1920 reflektiert und wie hängt sie mit der Herausbildung der ‚ästhetischen Moderne‘ zusammen? Im Zuge des Aufstiegs der Erfahrungswissenschaften lassen sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts drei Wissensfelder identifizieren, die in besonderem Maße zu einer ‚Empirisierung des Transzendentalen‘ beigetragen haben. Erstens wird das ehemals ‚transzendentale Apriori‘, wie es der philosophische Idealismus um 1800 noch als durch Erfahrung unhintergehbaren Fixpunkt des Wissens konzipiert, nun von Philosophen, Physikern, Physiologen und Psychologen in der psychischen und physischen Konstitution des Menschen gesucht und damit erfahrungswissenschaftlich unterlaufen. Zweitens wird es von Historikern, Völkerpsychologen und später auch Soziologen in Abhängigkeit von der sozialen und kulturellen Vergesellschaftung des Menschen gesehen. Drittens wird in der entstehenden Linguistik und in außerakademischen sprachkritischen Reflexionen die Sprache als Bedingung der Möglichkeit von Erkenntnis in den Blick genommen. Indem man auf all diesen Wissensfeldern die Erkenntnisinstanzen empirisch behandelt, erscheinen sie zunehmend als kontingent. Diese wissenschafts- und erkenntnistheoretische Problemkonstellation verhandeln auch Künstler und Literaten der Zeit, und zwar nicht allein, indem sie sie zum expliziten Thema machen, sondern auch, indem sie neue ‚moderne‘ künstlerische Verfahren entwickeln und auf diese Weise an der Modellierung neuer Erkenntnismodelle partizipieren. So konstituiert sich die ‚ästhetische Moderne‘ auch anhand eines erkenntnis-theoretischen Problems.
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung