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Lexikalische Inferenz versus Skalare Implikatur

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2014 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 254945437
 
Grice's Konzept der Implikatur setzt eine Abgrenzung zwischen pragmatisch hergeleitetem und lexikalischen Inhalt voraus. Diese Unterscheidung ist zentral für alle Analysen von Implikaturen, aber die genaue Abgrenzung bleibt schwierig und oft umstritten. Eine neue Perspektive ergibt sich durch die Analyse von skalaren Implikaturen mittels selektive Exhaustivierung innerhalb der Satzsemantik. Bei einer solchen Analyse tragen lexikalischer Gehalt und Implikatur beide zur wahrheitsfunktionalen Bedeutung bei und deshalb werden weniger Unterschiede zwischen den zwei Bedeutungskomponenten erwartet, z.B. in der Verarbeitung, Löschbarkeit und Einbettbarkeit.Gleichzeitig macht es die größere Flexibilität der Exhaustivierungsanalyse wichtiger die Abgrenzung von lexikalischem und hergeleitetem Inhalt zu verstehen und damit Beschränkung der Exhaustivierung zur begründen, die Übergeneralisierungen vermeiden. Das Projekt untersucht eine reichhaltige Menge von Fällen, die zentral für die Unterscheidung zwischen lexikalischem Inhalt und Implikaturen sind. Wir betrachten vier typologisch diverse Sprachen unter Einsatz theoretischer und experimenteller Diagnostiken. Außerdem vergleichen wir zwei Implikaturtypen (Quantität und 'Manner') in Fällen, wo gleiche Alternativen eine Rolle spielen. Die empirischen Ergebnisse werden uns dann in die Lage versetzen, eine neuartige Theorie der skalaren Alternativenmengen und Exhaustivierung zu formulieren. Unsere Ausgangshypothese ist, dass die Struktur der Alternativenmenge, die eine Implikaturherleitung involviert, mit dem psycholinguistischen Profil einer Bedeutungskomponente korreliert. Speziell postuliert die Ausgangshypothese drei Kategorien: A) lexikalischen Gehalt, der unabhängig von der Alternativenmenge ist, B) starke Implikaturen, die nur durch Subkonstituenten- und Zahlwortalternativen herleitbar sind, und C) schwache Implikaturen, die auf lexikalischen Skalen wie der "some"-"all" Skala basieren. Wir testen die Ausgangshypothese durch die Untersuchung von acht offenen empirischen Fragen: 1) Können alle Fälle von Auswahleffekten bei der Dijunktion pragmatisch analysiert werden? 2) Können Auswahlinferenzen durch vorhergehende andere Implikaturen befördert (also: ge-'prime'-t) werden? 3) & 4) Haben Konnektive (im Japanischen und im Warlpiri) und Modale (im St'at'imcets) mit variabler logischer Stärke das psycholinguistische Profil von Implikaturen? 5) & 6) Wann werden Auswahleffekte mit Indefinita und Konnektive mit variabler logischer Stärke von Kindern erworben? 7) Welche Phänomene können nichtlokale Implikaturen und Löschung bei Einbettung unter nichtmonotonenlogischen Operatoren? 8) Teilen Manner-Effekte und skalare Implikaturen eine Verbeitungsprofil, wenn gleiche Alternativenmengen involviert sind? Auf Grundlage unserer umfassenden und diversen empirischen Untersuchungen und neuer theoretischer Einsichten, können wir dann die Ausgangshypothese revidieren.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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