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Die Erziehung Niederländisch-Indiens: Westliche, islamische und chinesische Moralerziehung in Frauenschulen, 1900-1930

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 256307734
 
Im frühen 20. Jahrhundert begannen Reformer im kolonialen Indonesien, Projekte zur Bildung junger Frauen zu entwickeln. Dieses Vorhaben wurden von drei sehr unterschiedlichen sozialen Milieus (der javanischen Elite, islamischen Gruppen und von Überseechinesen) formuliert, wobei sie allesamt die weibliche Moralerziehung in den Mittelpunkt ihrer jeweiligen Anstrengungen stellten. Alle drei Milieus etablierten neue Schulsysteme, das auf die moralische Erziehung der Frauen zielte. Diese Bildungsreformen waren dabei eng mit Diskussionen über die Zukunft der drei soziokulturellen Milieus verbunden. Frauenbildung war in diesem Kontext insofern immer auch ein Mittel zum Zweck der Bildung und Vergemeinschaftung ethnischer, religiöser und kultureller Gruppen. In diesem Projekt wollen wir untersuchen, wie die Bildungsprojekte für Frauen und die Betonung der Moralerziehung sich in das Bemühen um eine koloniale Form der Moderne einfügten.Im Einzelnen geht es um:Kartini-Schulen, die europäisch-säkulares Wissen im Geist der Aufklärung an die Töchter der aristokratischen und an Europa orientierten Elite vermittelten. Durch die Kartini-Schulen wurde Moral zu einem breitenwirksamen Schlagwort und versprach der Elite Javas den Anschluss an die westliche Moderne.Aisiyah-Schulen, die Unterricht in religiösem Recht für Frauen aus den unteren muslimischen Schichten anboten. Die Aisiyah-Schulen waren um eine Veränderung der Vorstellung von adat (Brauch, Sitte) bemüht, um den islamischen Charakter der Moral, die sie vermitteln wollten, zu unterstreichen.Die Li Hak Hauw-Schulen übernahmen das Bildungskonzept, das die 100-Tage-Reform in China 1898 propagiert hatte. Ihrem Selbstverständnis nach standen sie in der Nachfolge der konfuzianischen Vorstellung der Charakterbildung und der Vermittlung von Tugend (dáodé).Durch eine detaillierte Untersuchung der an europäischen, islamischen und chinesischen Modellen angelehnten Bildungsinitiativen streben wir an, einen Beitrag zu bislang vernachlässigten Dimensionen der Formierung von sozialen sowie ethnisch-religiösen Gruppen im kolonialen Indonesien zu leisten. Das Projekt soll darüber hinaus an drei größere Themenfelder anknüpfen: Erstens untersucht es die Formierung moderner Gemeinschaften explizit als geschlechtergeschichtlich kodiert, sowie als definiert und geschaffen unter Mitwirkung weiblicher Akteure. Zweitens interessieren wir uns für kulturellen Austausch und diskursive Verflechtung als zentrale Faktoren, die zur Herausbildung der drei Gemeinschaften beigetragen haben; während die drei Gruppen in der Literatur häufig als getrennte Monaden behandelt werden, fragen wir danach, inwiefern ihre diskursive und praktische Abgrenzung auch ein Resultat von Interaktion und Austauschprozessen gewesen sein könnte. Und drittens geht es in dem Projekt um verschiedene Formen der Gemeinschaftsbildung und insofern auch darum, unser Verständnis der Formierung nationaler Gruppierungen zu erweitern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Indonesien
 
 

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