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Der slavische Verbalaspekt in süd- und westslavischen Sprachinseln

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2014 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 257620856
 
Auch im Fortsetzungsantrag bleibt das Hauptziel des Projekts die Analyse des Verbalaspekts in den vom Aussterben bedrohten süd- und westslavischen Sprachinselvarietäten im "totalen Sprachkontakt" sowohl in formaler wie funktionaler Hinsicht. Die Daten in den Schwerpunktsprachen werden hauptsächlich in Feldfor-schung vor Ort gewonnen. Aus der ersten Förderperiode verfügen wir nun bereits für folgende Mikrosprachen über einen guten Kenntnisstand: Moliseslavisch und Resianisch in Italien, Burgenlandkroatisch in Österreich und die obersorbische Umgangssprache in Deutschland. Die Sondierung zum Kärntnerslovenischen in Österreich muß noch ausgewertet werden. Die Analyse der balkanslavischen Varietäten in Albanien und Griechenland wurde bisher nur an Hand vorliegender Texte durchgeführt; Sondierungen mit Feldforschung vor Ort müssen in die Fortsetzungsperiode verschoben werden. Dasselbe gilt für die angestrebten Kontrollkorpora zum Istroromunischen und partiell zum Italoalbanischen, für das aber auch schon wichtige Daten vor Ort erhoben wurden. Etappen der Projektarbeit waren und sind die Bestimmung der Aspektsysteme dieser Varietäten und ihre synchrone und diachrone Gegenüberstellung zu der ihnen jeweils am nächsten stehenden Standardsprache (v.a. BKS, Slovenisch, Bulgarisch-Makedonisch, Obersorbisch). Die Ergebnisse werden mit den spezifischen Kontaktkonstellationen korreliert, wobei der gegenwärtige Erkenntnisstand in vergleichenden Studien publiziert wird. Die jeweiligen Dominanzsprachen zeigen sehr unterschiedliche Aspektstrukturen von der Abwesenheit aspek-tueller Differenzierungen (Deutsch), über tempusbezogene Einschränkungen (Italienisch, partiell Albanisch) bis zu voll ausgebauten Aspektsystemen (Griechisch). Hieraus ergibt sich für unsere Analyse eine Vielzahl von Variablen. In theoretischer Hinsicht wurde das den Untersuchungen zugrunde gelegte ILA-Modell der Interaktion von Lexik und Aspekt im Projektverlauf weiterentwickelt, mit dem Ziel, den Einfluß dominanzsprachlicher Strukturen auf die Aspektsysteme von Replikasprachen adäquat zu erfassen. Insgesamt versteht sich das Projekt als wichtiger Baustein für eine allgemeine Theorie zur Rolle des Sprachkontakts beim Wandel von Aspektsystemen und dient auch der Dokumentation der durchwegs vom Sprachtod bedrohten slavischen Varietäten in nichtslavophoner Umgebung. Konzentrierte sich die bisherige Projektarbeit vornehmlich auf den Indikativ Aktiv im Präsens und Präteritum, so ist für die Fortsetzung eine Schwerpunktsetzung auf die übrigen Tempora und Modi sowie auf die mannigfaltigen Infinitivkonstruktionen geplant. Ein besonderer Schwerpunkt soll allerdings auf dem Aspektgebrauch im Passiv liegen, das nach Sondierungen im Moliseslavischen ein besonders ergiebiges Feld für aspektuelle Sprachkontakteinflüsse zu sein scheint. Insgesamt soll die nun beantragte Fortsetzung um 24 Monate der Abrundung des Projekts dienen, mit verstärkter sprachvergleichender Komponente.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich, Italien
 
 

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