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Vom Ansporn bis zur Ablösung: Wie soziale Vergleichsprozesse die Selbstregulation beeinflussen

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 246329797
 
Menschen streben häufig nach Selbstverbesserung, sei es der Wunsch, einen gesünderen Lebensstil zu pflegen, mehr Geld zu sparen, oder beruflich aufzusteigen. Derartige Herausforderungen finden jedoch nicht in einem sozialen Vakuum statt. Vielmehr ziehen Menschen häufig soziale Vergleiche heran, um ihren status quo besser einschätzen zu können. Vom Ergebnis dieses relativen Vergleichs hängt es ab, ob Menschen sich angespornt fühlen („pushing“), sich „zurücklehnen“ („coasting“), oder sich vom gesteckten Ziel ablösen („giving up“). Trotz langjähriger Forschung zu sozialen Vergleichsprozessen wurde die fundamentale Beziehung zwischen sozialen Vergleichen und motivationalen Prozessen konzeptuell vernachlässigt. Das liegt zum einen am traditionell starken Informationsverarbeitungs-Fokus der Vergleichsforschung; zum anderen daran, dass motivationale Prozesse typischer Weise als bloße Manifestation dreier, in einem Spannungsverhältnis stehender „Hintergrundmotive“ gedacht werden: Selbsteinschätzung, Selbstverbesserung und Selbstaufwertung. Der gegenwärtige Antrag möchte diese Motive mit einer funktionalen Perspektive auf Zielverfolgungsprozesse in Einklang bringen. Aufbauend auf der Selbstregulationstheorie von Carver und Scheier (1990), und mit einem Fokus auf gute Kalibrierung und hohe Präzision, untersucht Arbeitspaket 1 wie motivierende (pushing) und demotivierende Zustände (coasting; disengagement) aus dem Zusammenspiel salienter Vergleichsstandards und der eigenen Fähigkeit erwachsen. Dabei sollen auch emotionale und verhaltensbezogene Konsequenzen mit einbezogen werden. Arbeitspaket 2 widmet sich dem entgegengesetzten kausalen Einfluss motivationaler Zustände auf die Wahrnehmung der sozialen Vergleichs-Umwelt, wie etwa der eingeschätzten durchschnittlichen Fähigkeit in einer Gruppe potentieller Vergleichspersonen sowie der selektiven Präferenz für motivational funktionale Vergleichspersonen. Arbeitspaket 3 komplementiert den experimentellen Ansatz des Projekts mit external validen Feldmethoden, um der Frage nach der Alltagsrelevanz sozialer Vergleiche nachzugehen. Im Zentrum dieses Arbeitspakets steht eine groß angelegte experience-sampling Studie zu den Antezedenzien und Konsequenzen sozialer Vergleiche im täglichen Leben, in der auch für andere Teilprojekte relevante Variablen mit erhoben werden sollen. Zusammenfassend möchte dieses integrative Vorhaben sowohl das theoretische Zusammenspiel selbstregulatorischer Prozesse mit der sozialen Umwelt erhellen sowie deren praktische Anwendbarkeit aufzeigen. Unser Ansatz könnte somit auch einen wichtigen Beitrag zur Frage liefern, wie sich Kampagnen und Interventionen in denjenigen Anwendungsfeldern gestalten lassen, in denen die Motivation zur Selbstverbesserung oder die Ermangelung derselben einen greifbaren Nutzen bzw. beträchtliche Kosten für das Individuum hat, wie etwa im Gesundheitsbereich, bei der Arbeit, oder im schulischen Kontext.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Mitverantwortlich Professor Dr. Axel Ockenfels
Kooperationspartner Professor Dr. Markus Raab
 
 

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