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Kapitulation im Kino. Zur Kultur der Besatzung im Jahr 1945
Antragstellerin
Professorin Dr. Ina Merkel
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung von 2014 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 260244844
Mit dem Projekt wird das Ziel verfolgt, die Geschichte der Nachkriegszeit aus einer trans- bzw. crosskulturellen Perspektive zu erzählen, um jenseits der dominanten Ost-West-Disparitäten neue Erkenntnisse über wechselseitige kulturelle Aneignungen und Durchdringungen der beteiligten Kulturen (Alliierte und Deutsche) zu gewinnen. Die Untersuchung geht davon aus, dass die Besatzung Deutschlands einen speziellen geographischen und sozialen Raum erzeugte, ein trans- und >cross-kulturelles< Feld (Schmitz 2007), eine >contact zone< (Pratt 1992), in der disparate Kulturen aufeinander stießen und unter den asymmetrischen Verhältnissen von Dominanz und Unterordnung >consensual cultural values< (Uricchio/Pearson 1993) aushandelten, die für unser Selbstverständnis noch heute von entscheidender Bedeutung sind. Das Kino ist der Ort, an dem diese Aushandlungsprozesse untersucht werden sollen. Es war nicht nur ein kultureller Signifikant der Niederlage wie der Besatzung, es war einer d e r genuin trans- bzw. crosskulturellen Orte der Nachkriegszeit. Die alliierten Besatzungsmächte in Deutschland eigneten sich das Kino für die Darstellung ihrer Wertvorstellungen, ihrer Lebensweisen und Kulturen an, mit dem Ziel, die Deutschen umzuerziehen aber auch, um ihnen neue Lebensperspektiven zu eröffnen. Eine vergleichende Untersuchung der 1945 im deutschen Kino gezeigten sowjetischen, amerikanischen, britischen, französischen und deutschen Filme als >sozialen Subsystemen< (Lindenberger 2011) soll Aufschlüsse über konsensfähige und umstrittene, traditionell verwurzelte und neu implementierte Vorstellungen von Gemeinschaft, Kultur und Lebensweisen erlauben. Es soll herausgearbeitet werden, wie diese kulturellen Repräsentationen aufeinander und auf ein deutsches Publikum trafen und welche Interpretations- und Aushandlungsprozesse damit in Gang gesetzt wurden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen