Detailseite
Lokale Parteiensysteme in Deutschland
Antragsteller
Dr. Christian Rademacher
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Empirische Sozialforschung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 268534054
Dem Akteurszentrierten Institutionalismus (von Mayntz und Scharpf) folgend sind lokale Parteiensysteme als Konstellationen politischer Akteure in jeder Kommune aufzufassen. Dabei gibt es drei Hauptakteure: Parteien, parteifreie Wählergruppen und Einzelbewerber. Es wird vermutet, dass sich die strukturelle Zusammensetzung dieser Konstellationen aufgrund lokaler Besonderheiten in den mehr als 10.000 deutschen kommunalen Gebietskörperschaften voneinander unterscheiden.Die Unterscheidungsmerkmale nationaler und lokaler Parteiensysteme sind dabei sehr ähnlich. Zu betonen sind vor allem die Zahl der lokalen Akteure, ihre Größenverhältnisse und deren Veränderungen im Zeitverlauf. Allerdings betont die international vergleichende Politikforschung, dass lokale Parteiensysteme nicht notwendigerweise die übergeordnete nationale Ebene widerspiegeln müssen. Das Projekt strebt nun an, derartige multiple lokale Parteiensysteme und ihre Entwicklungsmuster seit der deutschen Wiedervereinigung zu identifizieren. Zudem sollen beide sowohl im Quer- wie im Längsschnitt anhand von vier Faktorenbündeln systematisch erklärt werden. Dazu zählen: (1) lokale politische Kultur, (2) Veränderungen des Kommunalwahlrechts, (3) Organisationsgrad der lokalpolitischen Akteure sowie (4) strukturelle Kontextmerkmale.Die Studie fusst auf der Fortführung einer Kommunalwahldatenbank, welche im Sonderforschungsbereich 580 erstellt wurde und bisher alle Gemeinde-, Stadtrats- und Kreistagswahlen zwischen 1990 und 2010 in den 13 deutschen Flächenländern beinhaltet und bis zu den Kommunalwahlen in Hessen und Niedersachsen im Jahr 2016 fortgeführt werden soll.Die Typologie der lokalen Parteiensysteme erfolgt mithilfe explorativer Clusterzentrenanalysen. Dabei sind die Cluster in sich möglichst homogen und untereinander möglichst unterschiedlich. Der Wandel lokaler Parteiensysteme wird hingegen als ihr "politischer Lebensverlauf" in den jeweiligen Kommunen beobachtet. Dafür werden Anleihen bei der Sequenzmusteranalyse genommen. Was zugleich eine innovative Lösung dafür bietet, dass sich durch Gebietsreformen die Territorien von Kommunen im Laufe der Zeit verändern. Das war zuletzt überwiegend in Ostdeutschland der Fall.Mit Hilfe von Diskriminanzanalysen werden abschließend die Cluster und ihre Veränderungen im Zeitverlauf anhand der vier genannten Faktorenbündel erklärt.Auf diese Weise werden zahlreiche Desiderata der lokalen Politikforschung gefüllt. Kleinstparteien, freie Wählergruppen und Einzelbewerber werden in offiziellen Kommunalwahlstatistiken nicht selten unter der Kategorie "Sonstige" zusammengefasst. Ihre systematische Unterscheidung ermöglicht es, ihre wachsende lokale Bedeutung und damit den Druck, den sie auf lokaler Ebene auf das nationale Parteiensystem ausüben, nachzuvollziehen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen