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Zirkulation in asiatisch-europäischen Wissensräumen: G.E. Rumphius und seine Texte, ca. 1670-1755

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Frühneuzeitliche Geschichte
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 268670304
 
Das Projekt leistet einen Beitrag zur Wissensgeschichte im Kontext der europäischen kolonialen Unternehmungen in Asien im 17. und 18. Jahrhundert. Die Interaktion von europäischen Bediensteten der niederländischen Ostindienkompanie (VOC) mit den Einheimischen im heutigen Indonesien wird am Beispiel des auf den Molukken stationierten VOC-Kaufmannes G.E. Rumphius und seiner dort verfertigten naturkundlichen Texte in den Blick genommen um zu zeigen, dass die Produktion von Wissen über die außereuropäische Natur nicht ausschließlich in Europa zu lokalisieren ist. Produktion und Rezeption naturkundlichen Wissens im Kulturkontakt zwischen asiatischen und europäischen Akteuren werden vielmehr als Zirkulationsprozess verstanden, dessen Dynamik neue Wissensräume zwischen Europa und Asien konstituierte. In diesem produktiven Third Space fand eine Hybridisierung verschiedener Wissensformen statt, wie anhand von Analysen der Amboinsche Rariteitkamer (Ambonesisches Raritätenkabinett, Amsterdam 1705) und der sechs Bände des Amboinsche Kruid-boek (Ambonesisches Pflanzenbuch, Amsterdam 1741 bis 1750) belegt wird. Ziele des Projekts sind Beschreibung und Analyse von Materialität und Medialität dynamischer Wissensräume, die durch Rumphius´ Texte und deren Kontexte konstituiert wurden. Das Projekt erschließt die bis heute als botanische und zoologische Referenzquellen genutzten Kompendien neu aus kulturwissenschaftlicher Perspektive. Das für ein Expertenpublikum bestimmte Kruid-boek weist einen systematisch beschreibenden Vertextungsmodus auf, während die für Sammler verfasste Rariteitkamer dem Anekdotischen breiten Raum gewährt. So kann ein breites Spektrum von Produktions- und Darstellungsverfahren vergleichend studiert werden. In Projektphase I wird die Rariteitkamer ausgewertet. Der geschichtswissenschaftliche Projektteil I.1. analysiert auf der Grundlage eines Netzwerks nach Latour anhand der ausgetauschten Objekte und schriftlicher Quellen die Zirkulation zwischen europäischen und asiatischen Akteuren um Rumphius. Der literaturwissenschaftliche Projektteil I.2. rekonstruiert komplementär dazu die Quellen der verzeichneten Wissensbestände - empirische Beobachtung des Autors, local knowledge, europäisches Buchwissen - sowie die Hybridisierung von Stofftraditionen und Erzählmustern. In Projektphase II wird das Kruid-boek untersucht. Der historische Teil II.1. kartiert die erforschenden Praktiken, die von Pflanzenteilen, Herbarien und Büchern ausgingen; der literaturwissenschaftliche Teil II.2. analysiert vergleichend die Darstellungsstrategien ausgewählter Lemmata sowie die Ambivalenz zwischen narrativer Integration des Biotops Ambon und seiner Fragmentierung durch systematisch-taxonomische Ordnung. Das Projekt führt erstmals geistes- und kulturwissenschaftliche Befunde als postkoloniale Wissensgeschichte zusammen. Es ordnet zudem die frühe niederländische Kolonialgeschichte und ihre Texte, Bilder und Objekte in einen größeren europäisch-asiatischen Kontext ein.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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