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Otto Brunner (1898-1982). Geschichtswissenschaft und politisches Gelehrtenleben im 20. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 270663442
 
Absicht der Antragstellung ist die Finanzierung vorbereitender Archivrecherchen für eine intellektuelle Biografie Otto Brunners (1898-1982). Bis heute gilt Brunner als einer der schillerndsten Historiker in der deutschsprachigen Gelehrtenwelt des 20. Jahrhunderts, die Beurteilung seines wissenschaftlichen Werks polarisiert noch immer die fachhistorische Zunft. Dabei ist der nachhaltige Einfluß seiner Arbeiten, insbesondere Land und Herrschaft (1. Auf. 1939, 4. veränderte Aufl. 1959), Adeliges Landleben und europäischer Geist (1949) sowie seine Aufsatzsammlung Neue Wege der Sozialgeschichte (1956, erw. Aufl. 1968), die durch Übersetzungen ins Italienische, Spanische, Englische, Finnische und Japanische auch international rezipiert wurden, unbestritten. Kontrovers diskutiert wird jedoch der Zusammenhang zwischen seinem völkisch-nationalsozialistischen Engagement und seinem wissenschaftlichen Werk, insbesondere die Frage nach möglichen Kontinuitäten der wissenschaftlichen Problemstellungen und seiner politischen Auffassungen nach 1945. Jenseits fragwürdiger apologetischer und denunziatorischer Deutungen des Brunnerschen Werks soll auf der Grundlage umfassender Archivrecherchen die Voraussetzung für das Verfassen einer intellektuellen Biografie geschaffen werden. Diese Biografie soll keineswegs die traditionelle Form einer entwicklungsgeschichtlichen Chronologie annehmen noch auf eine gleichsam werkimmanente Binnenperspektive der Interpretation der Brunnerschen Schriften reduziert bleiben. Beabsichtigt ist vielmehr, die Denkwege Brunners in die vielfältigen wissenschaftlichen und politischen Strömungen seiner Zeit zu stellen. Um Brunners intellektuelle Bedeutung herauszuarbeiten, verdienen wenigstens drei Felder besondere Aufmerksamkeit - das historisch-interdisziplinäre, weit über die Geschichtswissenschaft im engeren Sinne hinausgehende Profil des Brunnerschen Werks; die hieraus sich ergebende bemerkenswerte Vernetzung mit Gelehrten anderer Disziplinen, von der Rechtswissenschaft und Literaturwissenschaft bis hin zur Philosophischen Anthropologie und Soziologie; und schließlich das Verständnis Brunners als Repräsentant des Typus des 'Gelehrten-Intellektuellen' (G. Hübinger) im 20. Jahrhundert. Sachlich schließt die Monografie an die jüngere biografische Aufarbeitung (vor allem) deutscher Historiker im 20. Jahrhundert, methodisch an die jüngere Biografie- und Generationenforschung sowie an Arbeiten der Historischen Netzwerkforschung an. Das Vorhaben knüpft an die eigene langjährige Auseinandersetzung mit dem Werk Brunners und an bereits früher vorgenommene Archivrechchen und einschlägige Publikationen an.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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