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Definitheit in artikellosen slawischen Sprachen

Antragsteller Dr. Radek Simik
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 279721764
 
Das Ziel des Projekts ist es, zu unserem Verständnis davon beizutragen, wie das Referieren auf Objekte in solchen Sprachsystemen manipuliert wird, in denen eins der wichtigsten formalen Instrumente dafür fehlt, nämlich Artikel. Insbesondere wird die Kategorie von Definitheit in drei artikellosen slawischen Sprachen untersucht: Tschechisch, Polnisch und Russisch. In diesen Sprachen ist es möglich, das Äquivalent von "Maria kaufte Buch" zu äußern, wobei die Nominalphrase "Buch" sowohl definit als auch indefinit interpretiert werden kann. Die zentrale Forschungsfrage besteht dann darin, wie Definitheit ohne Artikel ausgedrückt wird. Das Projekt konzentriert sich auf zwei Ausdrucksmöglichkeiten, die potentiell am systematischsten sind: Wortfolge und Demonstrativpronomina. Die Tatsache, dass Wortfolge die Definitheit von Nominalphrasen beeinflusst (in "Junge kam" ist "Junge" eher definit als in "Kam Junge") wird typischerweise als ein Effekt der Informationsstrukturierung angesehen. Unter dieser Annahme ist es Informationsstruktur (z.B. die informationelle Gegebenheit bzw. Neuheit), die verursacht, dass eine Nominalphrase als definit bzw. indefinit interpretiert wird. Das Projekt betrachtet auch die konkurrierende Hypothese, dass es eine direkte Abhängigkeit zwischen Wortfolge und Definitheit gibt, nämlich dass die grammatische (syntaktische und semantische) Repräsentation artikelloser Nominalphrasen von ihrer strukturellen Position abhängt. Was Demonstrativpronomina angeht, untersucht das Projekt ihre syntaktische, semantische und pragmatische Nähe zu definiten Artikeln und Demonstrativpronomina in Sprachen mit Artikeln. Demonstrativpronomina haben zwei Hauptfunktionen: (i) sie drücken eine Beziehung zu einem Referenten aus, der im Kontext (bzw. extra-linguistisch) präsent ist und (ii) sie machen prädikative Nominalphrasen zu Individuum-denotierenden Nominalphrasen (was im Grunde genommen die Funktion eines Artikels ist). Das Projekt untersucht die Hypothese, dass Demonstrativpronomina in Sprachen mit Artikeln immer beide Funktionen auf einmal übernehmen, wobei Demonstrativpronomina in artikellosen Sprachen diese auch einzeln übernehmen können. Das erklärt die relativ breite Distribution der Demonstrativpronomina in artikellosen Sprachen. Im Projekt ist weiterhin geplant, durch eine systematische Elizitierung der muttersprachlichen Intuition bei einer großen Anzahl von Sprechern neue experimentelle Daten zu produzieren. Die geplanten Experimente werden nicht nur zur theoretischen Fragestellung beitragen (die Interpretation und Distribution von artikellosen Nominalphrasen und Nominalphrasen mit Demonstrativpronomina), sondern sie werden auch empirische Generalisierungen leisten, auf deren Basis neue Theorien und Hypothesen formuliert werden können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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