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Werk und Wirken von Franz Boas im Spiegel seiner stenographischen Aufzeichnungen

Antragsteller Dr. Rainer Hatoum
Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 281544089
 
Während eines Forschungsaufenthalts in Philadelphia 2011 kam ich erstmals mit dem Hauptgegenstand des unterbreiteten Projekts in Berührung: den stenographischen Aufzeichnungen von Franz Boas, dem Begründer der amerikanischen Kulturanthropologie. Weitere Recherchen zeigten, dass diese wichtige Quelle bislang noch nicht erschlossen werden konnte, da sich Boas einer nicht dokumentierten Variante eines seit über 100 Jahren nicht mehr gelehrten stenographischen Systems bediente. Nach einer im August 2012 begonnenen intensiven Beschäftigung mit stenographischen Systemen konnte ich im Februar 2013 besagte Version entschlüsseln. Dadurch ist es nun möglich geworden, diese wichtige Quellengattung, die einen Meilenstein in der Wissenschaftsgeschichte der Ethnologie darstellt, zu erschließen und zu analysieren. Eine von mir im April 2014 durchgeführte erste Überblicksstudie, die über einen Franklin Research Grant der American Philosophical Society in Philadelphia finanziert wurde, ergab, dass es sich bei dem erhaltenen Material fast ausschließlich um Feldnotizen handelt, die Boas während seiner Reisen zu verschiedenen indianischen Gemeinschaften in Nordamerika zwischen 1883 und 1930 aufgezeichnet hatte. Dies legt den Schluss nahe, dass er einzig diese als aufbewahrungswürdige historische Dokumente erachtete, ganz im Gegensatz zu seinen Notizen zu anderen privaten, akademischen oder politischen Aktivitäten. Die Hauptergebnisse der Recherche waren: 1. Die Manuskripte spiegeln eine große Bandbreite an Forschungsinteressen von Boas, die u.a. Ausdruck des von ihm vertretenen wissenschaftlichen Ansatzes sind. 2. Die Aufzeichnungen dokumentieren alle seine Schaffensperioden. Somit kann man nun punktuell die Arbeit von Boas über nahezu den gesamten Zeitraum seiner Karriere verfolgen und vergleichend analysieren. Als zentrale These geht dieses Projekt davon aus, dass nicht nur die Boas Publikationen, sondern auch seine stenographischen Feldnotizen, aus denen erstere hervorgingen, Ausdruck grundlegender wissenschaftlicher Positionen von Boas sind und daher vermutlich den Wandel der von ihm im Laufe seiner Karriere vertretenen theoretischen Schwerpunkte reflektieren. Forschungsbestimmend ist daher folgende zentrale Frage: Welchen Einfluss hatten die von Franz Boas vertretenen theoretischen Standpunkte auf seine Feldnotizen und das Verhältnis zwischen diesen und seinen Publikationen; inwiefern entsprechen sie seinem Image als radikalen Empiristen? Vor diesem Hintergrund wird als zentrale Zielsetzung zweierlei verfolgt: Erstens soll ein genauer Überblick über die Inhalte des erhaltenen stenographischen Materials von Boas erlangt werden; zweitens soll die zentrale These überprüft werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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