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Emotionale Ansteckung zwischen Lehrkräften und Schülern: Analysen auf Mikro- und Makroebene

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 282833022
 
Gegenstand des beantragten Projekts ist die emotionale Ansteckung zwischen Lehrkräften und Lernenden im Klassenzimmer. Bestehende empirische Arbeiten zu emotionaler Ansteckung beziehen sich mehrheitlich auf dyadische Interaktionen (z.B. Paare, Therapeut/Klient, Mutter/Kind). Aber auch in organisationalen Kontexten konnte gezeigt werden, dass sich positive und negative Stimmung von Vorgesetzten auf Mitarbeiter überträgt. Überraschenderweise scheint das Phänomen für Lehr-Lern-Kontexte bisher weitgehend unerforscht zu sein, obwohl die Annahme naheliegend ist, dass sich auch Lehrkräfte und ihre Klassen gegenseitig in ihrem emotionalen Erleben beeinflussen.Methodisch kann man sich dem Phänomen auf Mikro- und Makroebene nähern. Auf Makroebene werden typischerweise die Emotionen beteiligter Interaktionspartner per Selbstbericht erhoben. Vorgefundene Kovariation oder sich annähernde Ausprägungen von Emotionen dienen sodann als empirischer Nachweis emotionaler Ansteckungsprozesse. Die Untersuchung dessen, was diesen Prozessen auf Mikroebene zugrunde liegt, stellt insbesondere im Feld eine große Herausforderung dar. Im beantragten Projekt sollen hierzu Methoden der Interaktionsforschung angepasst werden. Hier wird anhand von Videoaufzeichnungen in mikroanalytischen moment-to-moment Analysen die Synchronizität emotionsindizierender Verhaltensweisen von Interaktionspartnern quantifiziert (z.B. Reck et al., 2011). Wir postulieren, dass sich mittels dieser Methoden das Phänomen der emotionalen Ansteckung auch zwischen Lehrkräften und Lernenden nachweisen lässt.Es gibt zwar vereinzelt empirische Hinweise darauf, dass auf Mikroebene Facetten des Ausdrucksverhaltens von Lehrkräften in positivem Zusammenhang mit Schülermotivation und globalem -affekt stehen (Babad, 2007; Witt et al., 2004). Eine Untersuchung möglicher Mikroebenen-Kovariation des Emotionsausdrucks von Lehrkräften und Lernenden steht jedoch aus. Auf Makroebene ist wiederum zwar gezeigt worden, dass das Freudeerleben von Lehrenden und Lernenden in einem positiven Zusammenhang steht (Frenzel et al., 2009; Kunter et al., 2011). Systematische Längsschnittstudien zur Modellierung der gegenseitigen Beeinflussung von Emotionen bei Lehrkräften und Lernenden fehlen jedoch. Mittels innovativer, aktueller Erhebungs- und Auswertungsansätze (Mehrebenen-cross-lagged Analysen zur Auswertung der Fragebogendaten, computerbasierte Kodierung des videografierten Emotionsausdrucks und anschließende Quantifizierung der emotionalen Synchronizität in der Lehrer-Schüler-Interaktion) soll das beantragte Projekt dazu beitragen, diese Forschungsdefizite zu beheben. Auf Basis der Projektbefunde wird es auch möglich sein, Faktoren zur Entstehung von günstigen versus ungünstigen Lehrer-Klassen-Interaktionsmustern zu identifizieren, mit Implikationen für die Gestaltung optimaler Lehr-Lern-Umgebungen zur Minimierung der Belastung der Lehrkräfte und Steigerung des Wohlbefindens und der Leistungsergebnisse der Lernendenden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Reinhard Pekrun
 
 

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