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Individuals Matter: Der Einfluss von Überzeugungen und Führungsstilen auf die deutsche Außenpolitik

Antragsteller Professor Dr. Klaus Brummer, seit 7/2018
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 288437573
 
In der nationalen wie internationalen Forschung zur deutschen Außenpolitik findet der Einfluss individueller Entscheidungsträger/innen kaum Beachtung. Die zumeist aus institutioneller, liberaler oder konstruktivistischer Perspektive argumentierenden Studien rücken vielmehr strukturelle Faktoren in den Mittelpunkt der Erklärung. Dies ist umso erstaunlicher angesichts der starken Stellung, die gerade dem Bundeskanzler/der Bundeskanzlerin im Bereich der Außenpolitik zugewiesen wird. Sinnbildlich hierfür stehen Adenauers Politik der Westintegration, Brandts Ostpolitik oder Merkels Eurorettungspolitik. Ein wesentlicher Grund für die weitgehende Ausblendung individueller Entscheidungsträger/innen in theoriegeleiteten Studien zur deutschen Außenpolitik ist, dass wichtige forschungspraktische Voraussetzungen fehlen. Im Zentrum des Projekts steht daher (a) die Übertragung ins Deutsche von international etablierten Kodierungsschemas zur automatisierten quantitativen Erhebung von Führungsstilen und politischen Überzeugungen von Entscheidungsträger/innen und (b) die empirische Anwendung der Kodierungsschemas auf die deutsche Außenpolitik. Grundintention des Projektes ist es, den forschungspraktischen Anschluss an zwei in der internationalen Außenpolitikanalyse etablierte Ansätze herzustellen: der Leadership-Trait (LT)-Ansatz zur Bestimmung von Führungsstilen und der Operational Code (OC)-Ansatz zur Bestimmung von politischen Überzeugungen. Beide Ansätze ermöglichen eine systematische, quantitative Erfassung der jeweiligen Merkmale mittels eines automatisierten Verfahrens. Dieses basiert auf dem Inhaltsanalyseprogramm Profiler Plus. Das Programm kann bislang jedoch nur englischsprachige Texte kodieren. Der methodisch nachhaltige Mehrwert des Forschungsprojekts ergibt sich daraus, dass die in Profiler Plus enthaltenen Kodierungsschemas für beide Analyseansätze ins Deutsche übertragen werden. Der empirische Mehrwert besteht darin, dass den bislang überwiegend deskriptiven Ausführungen zu den Führungsstilen und Überzeugungen deutscher außenpolitischer Entscheidungsträger/innen (erfasst werden alle Bundeskanzler/innen und Außenminister seit 1949) systematische, auf der Grundlage etablierter Analyseansätze beruhende und computerbasiert erhobene Einsichten hinzugefügt werden. Im Rahmen zweier Forschungsdesigns (das erste bestimmt die Autonomie von Führungsstilen bzw. Überzeugungen gegenüber Strukturvariablen, das zweite testet die Erklärungskraft von Führungsstilen bzw. Überzeugungen für zwei bestimmte Klassen außenpolitischer Entscheidungen, und zwar Europapolitik und Auslandseinsätze der Bundeswehr) lassen sich erstmals valide vergleichende Rückschlüsse auf den Einfluss von Führungsstilen und Überzeugungen auf die Gestaltung der deutsche Außenpolitik ziehen, zumal stets auch alternative Erklärungsfaktoren (Parteien, gesellschaftliche Normen etc.) systematisch miteinbezogen werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller Dr. Mischa Hansel, bis 6/2018
 
 

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