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Topische Dialogik. Bedingungen theologischer Wahrheitsfindung im Kontext polarisierter Glaubenskulturen: Perspektiven katholischer Theologie

Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 289149249
 
Die religiöse Situation der Spätmoderne ist von Konflikten und Polarisierungen zwischen unterschiedlichen Glaubenskulturen geprägt, bei denen auch das Verhältnis zur modernen, pluralistischen Welt und das Verständnis religiöser Identität zur Debatte steht. In der katholischen Kirche hat sich dies in der Auseinandersetzung um das Zweite Vatikanische Konzil in den letzten Jahren zugespitzt. Unter Papst Franziskus kommen derzeit zentrale Konflikte zum Austrag: Fragen der Geschlechterbeziehungen, von Ehe und Familienpastoral (auf der Bischofssynode in Rom); Fragen der Kirchenstruktur, der Synodalität und Partizipation, des Verhältnisses von Zentrum und Peripherie, der Kurienreform, der Stellung der Frau in der Kirche. In Deutschland stellt sich die Frage, ob und wie der Gesprächsprozess fortgesetzt wird. Das Forschungsprojekt arbeitet in dieser Situation an einer Konflikttheorie theologischer Wahrheitsfindung, die untersucht, wie eine sachorientierte theologische Kommunikation zwischen unterschiedlichen Ansätzen und Optionen gelingen kann. Dabei greift sie topologische und kommunikative Ansätze der theologischen Prinzipienlehre auf und führt sie differenztheoretisch weiter. Dazu findet ein Workshop mit Vertreter_innen unterschiedlicher theologischer Ansätze statt, auf dem im Wechsel von Dialogpraxis, theoretischer Reflexion und Erprobung im Disput in einem moderierten Prozess Grundzüge und Kriterien eines solchen Diskursmodells erarbeitet werden. Ausgehend vom jeweiligen Theologieverständnis werden das Verständnis vom theologischen Diskurs, die Struktur der Argumentation, relevante Autoritäten und >Topoi< präsentiert, reflektiert und verglichen, Differenzen und Konvergenzen werden festgehalten, Kriterien wie Bedingungen einer Verständigung zwischen den Ansätzen erarbeitet. Diese werden dann an zwei aktuellen Debatten erprobt und reflektiert: der Frage einer Ordination der Frau zum sakramentalen Diakonat und an der Frage nach der Sakramentalität der Ehe in der Spannung von Lehre, Recht und Pastoral. Der Ansatz einer >Topischen Dialogik< dient als offener Rahmen, der in der konkreten Auseinandersetzung weiterentwickelt wird. So werden theologische Kriterien und Bedingungen eines konstruktiven Konfliktaustrags erarbeitet, die es ermöglichen, die Pluralität und Diversität der theologischen Ansätze, Argumentationsstrategien und Optionen als einen produktiven Ort theologischer Wahrheitsfindung zu entdecken. Dies ist nicht nur ein Desiderat wissenschaftlicher Theologie, sondern auch von Relevanz für die anstehenden Auseinandersetzungen um die Gestalt der Kirche und die Form des Glaubens innerhalb der katholischen Kirche. Die Ergebnisse können in Anschlussprojekten für Formate theologischer Bildung und öffentlicher Disputation fruchtbar gemacht werden, ebenso im Blick auf den ökumenischen und interreligiösen Dialog.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien, Österreich
 
 

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