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Interpretationen und Transformationen der Postulatenlehre Kants in der Auseinandersetzung zwischen Neukantianismus, Materialismus, Spiritismus und Parapsychologie um 1900

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 289659582
 
Ziel des Projektes ist die Untersuchung des Umgangs mit Kants Postulatenlehre bei namhaften Autoren in den Spannungsfeldern zwischen Neukantianismus, Okkultismus, Materialismus, (Para-) Psychologie und (National-) Protestantismus um 1900. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass eine gegenüber den Debatten des 18. und frühen 19. Jahrhunderts einschneidende Neuinterpretation Kants durch Autoren in diesen Kontexten vorgenommen wurde. Sie prägt bis heute die historisch-systematische Einordnung der kantischen Philosophie. Diese Verknüpfungen sind bislang in der Forschung kaum berücksichtigt worden. Das Projekt untersucht die Spannungsfelder, in denen entscheidende metaphysische Ansatzpunkte in Kants Postulatenlehre innovativ transformiert und interpretiert worden sind. Dies geschieht auf der Basis von Schriften maßgeblicher Autoren, welche die Debatten über Kants Postulatenlehre auch quer zu den starren Grenzziehungen zwischen den Feldern bestimmt haben: für Spiritismus/Okkultismus/Parapsychologie du Prel, Bormann, Seiling, Gubalke, Aksakow, für Materialismus bzw. Monismus Haeckel, für die Psychologisierung der kantischen Moralphilosophie Hartmann, W. Wundt und Drews und für den Neukantianismus Windelband, Bauch, Cohen, Natorp, Riehl, Vaihinger, Eucken, W. Wundt. Die Debatten wurden in Aufsätzen, Monografien und Sammelbänden geführt, die sich dezidiert mit der Postulatenlehre befassen.Die Untersuchung der breiten Rezeption von Kants Moralphilosophie um 1900 ist durch die Konzentration auf die Postulatenlehre vom Umfang her operationalisierbar und bezieht sich zugleich auf ein zentrales Element der neueren, weitgehend unerforschten Kantrezeption. Sie erstreckt sich auf den Zeitraum um 1900, mit Vorlauf im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bis an den Vorabend des Ersten Weltkrieges.Im Hinblick auf das Vorgehen der Autoren, Abgrenzungen gegenüber konkurrierenden Deutungen im Kontext zwischen Materialismus, Okkultismus und Neukantianismus vorzunehmen, werden die Rezeption und die Interpretation der Postulatenlehre sowie die Sicht auf die Doppelnatur von Welt und Mensch untersucht.Ziel der Arbeit ist die historische Einordnung der Kantinterpretationen um 1900, die in Abgrenzungspraktiken und Modifikationen der Postulatenlehre zwischen diesen Fronten, aber auch durch Überschneidungen zwischen konkreten Positionen in Stellung gebracht wurden. Damit wird auch die Genese des Neukantianismus in die zeitgenössische Auseinandersetzung um die Deutungshoheit über Kants Postulatenlehre eingeordnet. Zugleich wird ein historisch-theologischer Beitrag zur bislang nur wenig betrachteten Kantrezeption erbracht, der das aus dem historischen Kontext erhobene Material für weitere theologie- und philosophiegeschichtliche sowie systematisch-theologische Forschungen bereitstellt. Die Arbeitsergebnisse werden in einer Monografie zusammengefasst.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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