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FOR 2615:  Rethinking Oriental Despotism - Strategies of Governance and Modes of Participation in the Ancient Near East

Fachliche Zuordnung Geisteswissenschaften
Förderung Förderung seit 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 323052459
 
In der Forschung zu Genese, Formen und Wirkungsweisen politischer Ordnungen waren und sind altorientalische Herrschaftsformationen meist als Exempla autokratischer Vorläufer-phänomene präsent. Festgeschriebene Kategorien und Narrative überformen gerade in der Außenwahrnehmung die Komplexität der Befunde, das komparatistische Potential und die Innovationskraft der Langzeitperspektiven altorientalischer Ereignishorizonte. Im Rahmen der beantragten Kollegforschergruppe wird eine Neuakzentuierung der Forschung zur Implementierung politischer Ordnungen in den Gesellschaften des Alten Orients angestrebt: Gegenüber teilweise inadäquaten statischen Konzepten wie Despotie, Theokratie und Bürokratie sollen die dynamisch-prozessualen Formen von Governance im Spannungsfeld von Kontingenz und Formalisierung, von Partizipation und Verfahren in den Blick gerückt werden. Dazu schlagen wir einen dreigliedrigen Ansatz vor: (1) die Fokussierung auf einen konkreten historischen Evidenzraum; (2) die methodisch-kritische Reflektion der beschreibenden und klassifizierenden Begrifflichkeit auch in wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive; sowie (3) die Erprobung eines theoretischen Instrumentariums, das gezielt Impulse aus systematisch und disziplinär anders gelagerten Bereichen u. a. der Governance-Forschung aufgreift.Im Fokus steht zunächst das 2. Jahrtausend, weil dieser Chronotop mit seinen Großreichen und dem Neben- und Miteinander unterschiedlichster gesellschaftlicher Formationen gleichsam als Experimentierfeld politischer Strukturbildung erscheint. Die Heterogenität sozialer Strukturen, die Dynamik in der Gestaltung politischer Räume und nicht zuletzt eine neue Dimension politischer Interaktion und Reflexion charakterisieren diese Zeit. Die Ausbildung spezifischer Regelungsregimes, die Spannung zwischen der Formalisierung von Verwaltung (z. B. als Bedingung für die Organisation großer Reiche) und den Ordnungspotenzialen informeller Verhaltensregeln und kleinskaliger Organisation (z. B. Gewohnheit, Brauch, Sitte, Vertrauen, ethische Prinzipien) sollen in einem interdisziplinär-komparatistischen Kontext diskutiert werden. Mit diesem Vorgehen verbindet die Kollegforschergruppe drei Ziele: Es gilt 1. eine neue Sicht auf die Interdependenz von politischen und sozialen Organisationsformen im Alten Orient anzuregen; 2. das zweite Jahrtausend weniger als hybride Übergangsphase, sondern vielmehr als Spiegelbild und Resonanzraum der Innovationsfähigkeit und Vielfalt altorientalischer Gesellschaftsformationen wahrzunehmen; und 3. die Evidenz dieses Kulturraumes für die empirischen und theoretischen Fragestellungen über den Fachdiskurs hinaus deutlicher zu konturieren und verfügbar zu machen.
DFG-Verfahren Kolleg-Forschungsgruppen

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