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Juristische, administrative und politische Fachübersetzungen aus dem Französischen ins Italienische während der Napoleonischen Epoche am Beispiel von Mailand und Genua

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 324374360
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Gegenstand des Projektes sind Übersetzungen von französischsprachigen juristischen, administrativen und politischen Texten ins Italienische während der Napoleonischen Epoche. Diese Übersetzungen sind die Folge einer Übersetzungspolitik, die bereits während der Französischen Revolution einsetzte und im auffallenden Widerspruch steht zur allgemeinen Tendenz der damaligen französischen Sprachpolitik, jegliche Form von Mehrsprachigkeit zu bekämpfen. Mit der Errichtung italienischer Tochterrepubliken gerieten weite Teile Italiens unter französischen Einfluss, wodurch die Übersetzungstätigkeit zunehmend auf das Italienische angewandt wurde. Die aus dieser Übersetzungspolitik hervorgegangenen Übersetzungen waren aus sprach- und übersetzungswissenschaftlicher Perspektive bisher noch nicht eingehend untersucht worden. Das Projekt sollte dazu beitragen, einen Teil dieser Forschungslücke zu schließen. Der Fokus lag dabei auf Übersetzungen von Texten, die sich potenziell an ein breites Publikum richten, z.B. Gesetze (einschließlich Gesetzessammlungen und Gesetzbücher), Dekrete, Bekanntmachungen und politische Reden. Für das Projekt wurde eine geographische Eingrenzung auf Mailand und Genua vorgenommen. Mailand spielte eine zentrale Rolle als im Italien Napoleons, zunächst als Hauptstadt der zisalpinischen, anschließend der italienischen Republik und später als Hauptstadt des Napoleonischen Königreichs Italien. In Mailand wurden z.B. der Code civil und andere französische Gesetzbücher ins Italienische übersetzt. Die Entscheidung für Genua hängt damit zusammen, dass die Ligurische Republik zu den vergleichsweise langlebigen Schwesterrepubliken zählt, deren Geschichte zudem bisher wenig untersucht wurde. Mit dem Projekt wurden folgende Ziele verfolgt und umgesetzt: 1. Erstellen einer Datenbank der o.g. Übersetzungen: Die Datenbank des Projektes enthält über 400 zweisprachige Texte als Volltexte (mit entsprechenden Suchfunktionen) und steht öffentlich zur Verfügung. 2. Beschreibung linguistischer Übersetzungsprobleme und der entsprechenden Übersetzungsverfahren: Untersuchungen wurden durchgeführt zu den Bereichen Terminologie, Syntax, Rhetorik und Textlinguistik. Dabei konnte in allen Bereichen eine Tendenz zur „wörtlichen“ Übersetzung, mit Übernahme französischer Termini und Strukturen, festgestellt werden. 3. Beschreibung der Rolle der Übersetzungen für die Herausbildung der italienischen Fachsprache von Recht und Verwaltung: Ein nachhaltiger Einfluss liegt nach unserer Einschätzung im Bereich der juristischen Terminologie vor sowie in Bezug auf die Struktur juristisch-administrativer Texte. 4. Dokumentation der Übersetzungspolitik: Bei kürzeren Texten sind die Übersetzer in den meisten Fällen nicht bekannt. Gut dokumentiert ist dagegen die Übersetzung der napoleonischen Gesetzbücher in Mailand, für die entsprechende Expertenkommissionen eingesetzt wurden. Insbesondere anhand der umfangreichen Archivalien im Zusammenhang mit der Übersetzung des französischen Handelsgesetzbuches kann die Vorgehensweise im Detail rekonstruiert werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2019): „Zur Übersetzung der Bulletins de la Grande Armée ins Deutsche, Italienische und Niederländische“, in: Moderne Sprachen 63/2, 159-181
    Schreiber, Michael
  • (2020): “Translation policies in Northern Italian cities during the Napoleonic era: The case of Milan, Genoa and Turin”, in: Lieven D’hulst / Kaisa Koskinen (Hrsg.): Translating in Town: Local Translation Policies during the European 19th Century. London: Bloomsbury, 21-40
    Schreiber, Michael
    (Siehe online unter https://doi.org/10.5040/9781350091030.0006)
  • (2020): „Grenzfall Verfassungstext – zwischen politischem Programm und rechtlicher Grundordnung. Juristische Rhetorik während und nach der Französischen Revolution“, in: trans-kom 13/2, 163-184
    Nikolic, Jelena
  • (2020): „Politische Rhetorik in zweisprachigen öffentlichen Mitteilungen in Mailand (1796-1802)“, in: trans-kom 13/2, 145-162
    Del Grosso, Sarah
  • (2020): „Zur Wiedergabe von Partizipialkonstruktionen in Rechts- und Verwaltungstexten der Napoleonischen Zeit im Sprachenpaar Französisch-Italienisch“, in: Romanistik in Geschichte und Gegenwart 26,2 (2020), 213-225
    Schreiber, Michael
  • (2021): „Die Übersetzung des napoleonischen Handelsgesetzbuches und ihr Einfluss auf die italienische Rechtssprache am Beispiel von banqueroute und faillitte“, in: Parallèles 33/1, 94-109
    Del Grosso, Sarah
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.17462/para.2021.01.07)
  • (2021): „Juristische, administrative und politische Fachübersetzungen während der Napoleonischen Epoche. Projektbeschreibung und erste Ergebnisse am Beispiel von Genua“, in: Parallèles 33/1, 71-93
    Nikolic, Jelena/Schreiber, Michael
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.17462/para.2021.01.06)
 
 

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