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Spätmittelalterliche Mönche und Nonnen im Spiegel satirischer Texte

Antragsteller Dr. Kai Hering
Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 327656569
 
Moralisch verwerfliche Sitten von Mönchen und Nonnen, deren Lebensweise sich eigentlich durch höchste Tugendhaftigkeit auszeichnen sollte, boten vielfach Anlass zu Kritik, Hohn und Spott. Satiren stellten während des europäischen Mittelalters ein bevorzugtes literarisches Mittel zur Bemängelung monastischer Disziplinlosigkeit dar. Trotz der enormen Verbreitung solcher Spottschriften waren deren spezifische Inhalte, Zielgruppen und möglichen Funktionsweisen allerdings bisher noch kaum Gegenstand vertiefender Analysen. Hier setzt das beantragte Projekt an, indem es negativ-kritische Bewertungen religiosen Lebens im Medium satirischer Schriften einer systematischen Betrachtung unterzieht. Der analytische Fokus richtet sich primär auf lateinische Satiren in Vers- und Prosaform, wobei exemplarisch auch auch signifikante Vertreter deutschsprachiger Satiren vergleichend einbezogen werden sollen. Ausgehend von der Leitfrage, in welcher Weise die Verfasser von satirischen Texten Kritik am Religiosentum ihrer Zeit übten, wird dabei insbesondere zu untersuchen sein, welche Mißstände sie im Einzelnen bemängelten und wie diese Verfehlungen jeweils zur Darstellung gebracht wurden. Indem es speziell die Sichtweisen von Kritikern berücksichtigt, sucht das Projekt einen wesentlich weiterführenden Beitrag zur Erforschung der mittelalterlichen vita religiosa zu erbringen. Das 14./15. Jahrhundert bietet für die Untersuchung klosterkritischer Satiren ein außerordentlich interessantes Beobachtungsfeld: aufgrund der wachsenden Überlieferungsdichte wie auch des Sachverhaltes, dass im späten Mittelalter bekanntlich vor allem die älteren, vormendikantischen Kongregationen in eine krisenhafte Lage gerieten. Angesichts der sowohl von Ordensangehörigen als auch von 'externen' Beobachtern wahrgenommenen Verfallserscheinungen und einer ungebrochenen Strahlkraft des mendikantischen Erfolgsmodells stellte sich in dieser Epoche die Frage nach der Nützlichkeit und Existenzberechtigung des älteren Religiosentums mit besonderer Schärfe. Die Aufmerksamkeit gilt deshalb primär satirischen Angriffen auf Gemeinschaften aus dem monastischen und kanonikalen Spektrum der vita religiosa. Im Zentrum der Projektarbeit steht die Erhebung von relevantem Quellenmaterial in Gestalt satirischer Darstellungen des mutmaßlich lasterhaften Verhaltens von Mönchen und Nonnen. Es wird aus der breiten Überlieferung ein repräsentatives Korpus von aussagekräftigen Texten zu erstellen sein, welches sowohl ausschließlich gegen monastische Institutionen gerichtete Spottschriften als auch weiter gefasste Ständesatiren mit Kritik an männlichen und weiblichen Ordensgemeinschaften einschließt. Besonders beachtet werden sollen auch die Charakterisierungen des weiblichen Religiosentums in den Satiren. Ziel der Analysen ist es, dezidiert kritische Wahrnehmungsweisen des Ordenswesens im Spiegel der Satire herauszuarbeiten und diese zu den im Spätmittelalter virulenten Reformdiskursen in Beziehung zu setzen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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