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Der Zusammenhang zwischen Temperament und Imitation im zweiten Lebensjahr

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 350964017
 
Die Fähigkeit zur Imitation ist eine fundamentale menschliche Eigenschaft und für die Vermittlung von unterschiedlichstem kulturellen Wissen bedeutsam. Der Wissenserwerb durch Imitation stellt im Vergleich zu Versuchs-und-Irrtumslernen aufgrund seiner Risikofreiheit und Geschwindigkeit einen wichtigen Lernmechanismus dar. Darüber hinaus bietet die Imitation non-verbale soziale Interaktions- und Kontaktmöglichkeiten. Die Entwicklung von Imitationsleistungen ist seit einigen Jahrzehnten ein intensiv bearbeitetes Gebiet in der entwicklungspsychologischen Forschung. Imitationsleistungen wurden bislang vorwiegend im Kontext kognitiver Entwicklung betrachtet, mit der Grundannahme, dass Kinder bei gleichem kognitiven Entwicklungsstand mit gleicher Wahrscheinlichkeit ein beobachtetes Verhalten imitieren. Empirisch finden wir jedoch bereits in den ersten beiden Lebensjahren erhebliche interindividuelle Unterschiede in der Imitationsleistung bei gleichem kognitivem Entwicklungsstand. Die soziale Interaktion und Kommunikation ist im Rahmen der Imitationsforschung bislang nicht fokussiert worden. In den ersten Lebensjahren beschreiben Temperamentsdimensionen die Bereitschaft von Kindern, sich auf soziale Interaktion einzulassen. Über Temperamentsdimensionen werden außerdem Aufmerksamkeit und Ablenkbarkeit reguliert, die eine Voraussetzung für die Ausprägung der Beobachtung und Speicherung einer beobachteten Handlung darstellen. Annäherung und Vermeidung anderer Menschen werden ebenso durch Temperamentsdimensionen wie Soziabilität, Schüchternheit und Inhibition beeinflusst, mit naheliegenden Konsequenzen für die Imitationswahrscheinlichkeit. Im beantragten Projekt soll der Zusammenhang von Temperament und Imitation im zweiten Lebensjahr mit einem längsschnittlichen Studiendesign untersucht werden. Dazu werden das Temperament, der kognitive Entwicklungsstand und das Imitationsverhalten über standardisierte Verfahren erhoben. Das Temperament wird durch Verhaltensbeobachtung in einer Laborsituation sowie durch Elternfragebögen multimethodal erhoben. Der kognitive Entwicklungsstand wird durch die Bayley Scales of Infant an Toddler Development getestet. Das kindliche Imitationsverhalten wird mittels des Frankfurter Imitationstests gemessen. Darüber hinaus wird mittels Eyetracking auch die Wahrnehmung der zu imitierenden Handlung während der Demonstrationsphase gemessen. Um die Stabilität bzw. die Plastizitität des Zusammenhanges zwischen Temperament und Imitation im Entwicklungsverlauf zu untersuchen, werden die gleichen Kinder im Längsschnitt im Alter von 12, 18 und 24 Monaten getestet. Die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes leisten einen wichtigen Beitrag zur Imitationsforschung indem sie die Imitation gleichzeitig auf spezielle Aspekte der kognitiven und sozial-emotionalen Entwicklung beziehen und damit die Varianz in der Imitationsleistung bei Kindern mit gleichem Entwicklungsniveau aufklären.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Schweiz
Kooperationspartner Professor Dr. Moritz Daum
 
 

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