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Die Rückkehr der Wölfe. Kulturanthropologische Studien zum Prozess des Wolfsmanagements in der Bundesrepublik Deutschland
Antragstellerin
Professorin Dr. Michaela Fenske
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 356255982
Nachdem sie im 19. Jahrhundert ausgerottet worden waren, kehren im 21. Jahrhundert wild lebende Wölfe zurück nach Mitteleuropa. Die aus dem Osten kommenden tierlichen Migranten werden von Menschen derzeit gefürchtet, angefeindet, geduldet, teils auch freudig begrüßt. Ausgehend von den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um die Rückkehr der Wölfe thematisiert das Projekt den Prozess des sogenannten Wolfsmanagements in der Bundesrepublik Deutschland. Es fragt nach den im Management wirkenden Vorstellungen, nach Wissen und Praktiken, den damit verbundenen Aushandlungen und Inwertsetzungen, nach Beziehungen zwischen Menschen und Tieren sowie den dabei relevanten Naturverständnissen. Nicht zuletzt geht es um die Frage, was derzeit anhand der Wölfe in den menschlichen Gesellschaften verhandelt wird, welche Konflikte mit und über Wölfe ausgetragen werden. Konzeptuell verbindet das Projekt Ansätze einer Anthropology beyond humanity mit aktuellen kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschungsansätzen im Bereich der Wildtierforschung, der kulturanthropologischen Erforschung narrativer Kulturen sowie der Wissens- und Raumforschung. Theoretisch grundlegend sind die Prämissen einer relationalen bzw. symmetrischen Anthropologie, die die in der Moderne vollzogenen Grenzziehungen zwischen Naturen und Kulturen überwindet. Das Projekt analysiert Vorstellungen, Erzählungen und Wissen bzw. Aushandlungen und Erzeugungen in zwei Teilprojekten. Das erste Teilprojekt analysiert die narrative Kultur von Alltagserzählungen über die Rückkehrenden in der bislang als positives Beispiel gelungenen menschlich-tierlichen Zusammenlebens gelobten Lausitz. Das zweite Teilprojekt untersucht die Mensch-Tier-Interaktionen und Beziehungen in den Regionen des Bundeslandes Niedersachsen, in denen seit wenigen Jahren Wölfe als wieder angesiedelt gelten. Methodisch setzt das Projekt auf qualitative Verfahren der Erhebung und Analyse empirischer Daten, eingesetzt werden vor allem teilnehmende Beobachtung und Interviews. In engem Austausch mit unterschiedlichen Expert/innen und Mitgliedern aus der Bevölkerung werden in den Teilprojekten jeweils die im Wolfsmanagement wirkenden Logiken und Praktiken analysiert. Derart sollen zum einen Hemmnisse und Begrenzungen der mit der Rückkehr der Wölfe begonnenen Lernprozesse deutlich werden, die momentan einer für alle Beteiligten anschlussfähigen Lösung der bestehenden Konflikte entgegenstehen. Zum anderen vermag die perspektivische Verbindung von Kulturen und Naturen grundlegende gesellschaftliche Grenzziehungen in Frage zu stellen, inklusiver der damit in den Wissenschaften gegebenen Grenzziehungen zwischen Kultur- und Naturwissenschaften.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen