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Ästhetik(en) der Roma: Literatur, Comic und Film von Roma in der Romania
Antragstellerin
Professorin Dr. Marina Ortrud Hertrampf
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung von 2017 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 359840883
Die Roma (hier als Heteronym verstanden, das sämtliche Untergruppen wie Sinti, Roma, Calé, Kalderasch, Manouches, etc. umfasst) bilden mit knapp zwölf Millionen Menschen die größte ethnische Minderheit Europas. Während die Lebensbedingungen der Roma in Südosteuropa überwiegend prekär sind, hat sich ein Großteil der in Südwesteuropa lebenden Roma in die jeweiligen Mehrheitsgesellschaften integriert, lebt überwiegend sesshaft und spricht die Landessprachen. Dennoch sind Roma auch dort weiterhin massiven Vorurteilen und rassistischen Ressentiments ausgesetzt. In den Literaturwissenschaften wird das Thema Roma und Literatur in erster Linie motivisch bearbeitet, d.h. es werden Fremddarstellungen von Roma, ihren Lebensweisen, Sitten und Gebräuchen in literarischen Texten von Autoren der Mehrheitsgesellschaft untersucht. Die Perspektive des geplanten wissenschaftlichen Netzwerkes ist anders fokussiert und stellt damit wissenschaftliches Neuland in den romanistischen Literaturwissenschaften dar: Ziel der Forschungsarbeit wird es sein, die unterschiedlichen Ästhetiken der Roma in der Romania erstmals umfassend darzustellen. Um dies zu erreichen, müssen die Wirkungen der Heterostereotype auf die ästhetische Selbstrepräsentation von Roma in Literatur, Comic und Film ausgelotet werden. Der Fokus liegt dabei auf Werken von Roma aus der Romania, die in den romanischen Mehrheitssprachen verfasst wurden und somit in einem ästhetisch hoch interessanten Spannungsverhältnis mit Werken von Künstlern der Mehrheitsgesellschaft stehen. Bei dieser kontrastiv-komparatistischen Herangehensweise wird es um das Austarieren von Ähnlichkeiten und Unterschieden, von Übernahmen, Beeinflussungen und Abgrenzungen von Fremd- und Selbstbildern einerseits und ästhetischen Techniken und Verfahren andererseits gehen. Da Roma-Gesellschaften in sich ausgesprochen heterogen sind, gibt es eine Vielzahl von Roma-Kulturen; ebenso muss von vielen, z.T. sehr unterschiedlichen Ästhetiken gesprochen werden. Diese Diversität und Heterogenität wird durch die Fokussierung auf die Romania mit ihrer Vielzahl von Sprachen und literarischen und filmischen Traditionen noch verstärkt, so dass die Netzwerkgruppe grundsätzlich komparatistisch arbeiten wird. Kunst von Roma kennzeichnet sich durch die Überschreitung von kulturellen, sprachlichen und medialen Grenzen. Bei der Untersuchung wird den Aspekten Intermedialität und Interkulturalität daher ebenso große Bedeutung zukommen wie den Themenfeldern Minderheiten, Diasporen, Exklusion, Peripherie und Migration. Mit der Zielsetzung, die ästhetischen Merkmale und Besonderheiten herauszuarbeiten, wird die disziplinäre Ausrichtung der Forschungsarbeit der Netzwerkgruppe trotz der sich aus dem Gegenstand notwendigerweise ergebenden Nähe zu den Medien- und Kulturwissenschaften eine dezidiert literaturwissenschaftliche sein.
DFG-Verfahren
Wissenschaftliche Netzwerke