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Ethische Fragestellungen in den landwirtschaftlichen Bodenmärkten

Fachliche Zuordnung Agrarökonomie, Agrarpolitik, Agrarsoziologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 317374551
 
Die heutigen Bodenmärkte in den Untersuchungsregionen sind gekennzeichnet durch einen dramatischen Anstieg der Kauf- und Pachtpreise, eine zunehmende Rolle nichtlandwirtschaftlicher Investoren, eine Zunahme von großbetrieblichen Strukturen sowie einen steigenden Flächenwettbewerb. Diese Entwicklung ist oft mit einer moralischen Dimension verknüpft. Das vorliegende Teilprojekt zielt darauf ab, diese Bedeutung zusammen mit den Möglichkeiten und Grenzen der staatlichen Regulierung der landwirtschaftlichen Bodenmärkte zu untersuchen. Das Teilprojekt untersucht den Gegensatz zwischen wirtschaftlichen und nicht-wirtschaftlichen Standpunkten zur Bewertung der Performance landwirtschaftlicher Bodenmärkte. Während die utilitaristische Sicht auf Land rein ökonomische Aspekte hervorhebt, weisen eine Reihe derzeit marktpolitischer Ziele in Deutschland und anderen EU-Ländern die Grenzen des utilitaristischen Denkens auf. Die Förderung einer breiten Streuung des Landbesitzes, die Kontrolle des Anstiegs von Kauf- und Pachtpreisen sowie die Priorisierung der landwirtschaftlichen Nutzung landwirtschaftlicher Flächen sind solche Beispiele. Darüber hinaus wird die utilitaristische Doktrin bei Trade-offs zwischen wirtschaftlicher Effizienz und alternativen moralischen Kriterien wie sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit dazu beitragen, die Effizienz zu Lasten der Nachhaltigkeitskriterien hervorzuheben. Während verschiedene Instrumente durchaus dazu beitragen können, den Preismechanismus stärker auch auf solche Ziele ausrichten zu können, gibt es keine Garantien dafür, dass diese Instrumente hinreichend erfolgreich sind. Darauf aufbauend sollen konzeptionelle Instrumente zur Bewältigung moralischer Dilemmata entwickeln werden, deren Komplexität das vorhandene regulatorische Instrumentarium an seine Grenzen bringt. Das Teilprojekt greift Niklas Luhmanns theoretisches Konzept des prekären System-Umwelt-Verhältnisses auf und konzipiert mit dessen Hilfe den Bodenmarkt als System, das die Tragfähigkeit der gesellschaftlichen und natürlichen Umwelt tendenziell überlastet. Das Arbeitsprogramm besteht aus vier Schritten. Im ersten Schritt wird eine umfassende ethische Kartierung nach vorhandenen utilitaristischen und nicht-utilitaristischen Konzepten der landwirtschaftlichen Bodenmärkte vorgenommen. Im zweiten Schritt wird anhand von Stakeholder-Interviews und der Auswertung ausgewählter deutscher Massenmedien eine Diskursanalyse durchgeführt. Der dritte Schritt beinhaltet die Organisation und Durchführung von Stakeholder-Workshops, wobei Critical Systems Heuristics und Integrative Propositional Analysis als Verfahren angewandt werden. Im letzten Schritt werden die gewonnenen Ergebnisse in einer sogenannten Social Fabric Matrix zusammengefasst und ausgewertet.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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