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Medienkontrolle als Quelle politischer Macht. Die Rolle von Oligarchen in electoral authoritarian regimes

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 391270526
 
In hybriden politischen Regimen ist die Manipulation der Medienberichterstattung eine der zentralen Schauplätze politischer Machtkämpfe. In vielen Ländern von Venezuela über Russland bis zur Türkei beginnen autoritäre Tendenzen mit Druck auf unabhängige Medien und ihre Besitzer, in vielen Fällen einflussreiche Unternehmer.Die wissenschaftliche Literatur zum Thema geht allgemein davon aus, dass Unternehmer in autoritären Regimen ihre Kontrolle über Massenmedien nutzen, um in Verhandlungen mit politischen Eliten positive Berichterstattung gegen eine Vorzugsbehandlung für ihre Geschäftsinteressen eintauschen zu können. Diese Annahme ist aber zumindest dann nicht mehr überzeugend, wenn (1) die politischen Eliten sich explizit gegen die Interessen der medienbesitzenden Unternehmer wenden oder wenn (2) das politische Regime im Zuge von Massenprotesten in Frage gestellt wird.Gleichzeitig wird (zumindest in der politikwissenschaftlichen Literatur) regelmäßig unterstellt, dass Eigentum an Massenmedien direkte Kontrolle über die Medienberichterstattung bedeutet, also Besitz dazu führt, dass die gewünschte Botschaft effektiv produziert und vermittelt wird. Wir wollen in unserem Projekt diese Annahme explizit testen, indem wir Medienorganisationen und Journalisten als (potentielle) Akteure und nicht einfach als Sprachrohr der Eigentümer sehen. Außerdem soll zwischen dem inhaltlichen Kern der Botschaft und ihrer Präsentation im Kontext eines strategischen Narrativ unterschieden werden. So können nicht nur die konkreten politischen Machtkämpfe sondern auch das breitere Framing politischer Ereignisse und die Bedeutung für das politische Regime mit in den Blick genommen werden.Keiner der Autoren, die die politische Relevanz von Medienkontrolle durch Unternehmer annehmen, hat bisher den (zugegebenermaßen sehr aufwändigen) Versuch unternommen, den Einfluss von Eigentumsverhältnissen auf die tatsächliche Berichterstattung zu untersuchen. Erst recht fehlt jenseits von einigen wenigen Einzelfallstudien für konkrete Medien eine Analyse des sich wandelnden Framings von Ereignissen im Zuge einer zunehmenden Eskalation von Konflikten zwischen Unternehmern und herrschenden politischen Eliten. Im Projekt soll die Instrumentalisierung von Massenmedien durch Unternehmer und ihr Einfluss auf das politische Regime für kritische Momente in politischen Machtkämpfen in electoral authoritarian regimes systematisch untersucht werden. Dafür wird ein methodenpluralistischer Ansatz gewählt, der im Rahmen einer vergleichenden Fallstudie u.a. auf Inhaltsanalyse und Interviews setzt. Aufgrund der relativ großen Zahl von electoral authoritarian regimes mit medien-besitzenden Unternehmern wird die post-sowjetische Region (mit Kasachstan, Russland und Ukraine als Untersuchungsländern) im Rahmen einer auf möglichst ähnlichen Fällen basierenden Fallauswahl gewählt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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