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Regionale Innovationskulturen entschlüsseln: Ein Vergleich von fünf deutschen Stadtregionen und ihrer Aneignung globaler Innovationsmodelle

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 393633367
 
Die "Innovationsgesellschaft" steckt in der Krise - und mit ihr die Innovationsforschung. Einerseits ist Innovation als öffentlicher Diskurs und Reform-Imperativ prominenter denn je. Andererseits hat Innovation eigene ökonomische, soziale und regionale Ungleichheit geschaffen. Eine Reihe von fehlgeschlagenen Versuchen, Innovationen in so genannten Entwicklungsländern zu stimulieren, bezeugen die Grenzen klassischer Innovationstheorien, -modelle und -vorbilder (z.B. nationale Innovationssysteme, Silicon Valley). Weite Teile der Gesellschaft fühlen sich von der gegenwärtigen technokratischen und elitenbezogenen Innovationspolitik ausgeschlossen oder sehen innovationsgetriebene Globalisierung als Gefahr für regionale Identitäten. Ein Kernbestandteil dieser Spannung ist das Unvermögen der Innovationsforschung, lokale soziale und kulturelle Faktoren adäquat in den Theorien-Mainstream einzubinden. Politiker und gesellschaftliche Akteure stehen daher weitestgehend allein da, um Innovation auf kulturell passende und sozial robuste Weise umzusetzen.Das vorliegende Projekt hat zum Ziel, genau solche lokalen soziokulturellen Bedingungen mit Hilfe eines zu entwickelnden Konzepts der Regionalen Innovationskulturen in Innovationstheorie und politischer Gestaltung besser abzubilden. Anhand einer dreijährigen vergleichenden Studie von fünf deutschen urbanen Regionen - Berlin, Dortmund, Dresden, Karlsruhe, München - wollen wir erforschen, wie jede Region Zweck, Mechanik, und Grenzen von Innovation unterschiedlich konstruiert. Analytischer Dreh- und Angelpunkt unserer Studie ist das Spannungsverhältnis zwischen vermeintlich universalen Innovationsmechaniken und einzigartigen lokalen Implementierungskontexten. Dazu beobachten wir in jeder Region die Rezeption und Aneignung von drei prominenten Praxismodellen der Innovation (MIT, Silicon Valley, Responsible Research and Innovation) um aufzuzeigen, wie scheinbar identische Modelle zu unterschiedlichen Ergebnissen führen, wenn sie mit lokalen Strukturen, Rationalitäten und Identitäten konfrontiert werden. Unsere Analyse stellt das Prinzip des "Best Practice"-Transfers auf den Kopf: Anstatt zu fragen, wie gut eine Region ein bestimmtes Modell implementiert, wollen wir wissen, wie sich Regionen durch die Linse der Innovation unterschiedlich neu erfinden.Die Studie baut auf ko-produktionistischen Ansätzen in der Wissenschafts- und Technikforschung - und speziell dem Konzept der Sociotechnical Imaginaries - auf, um regionale Innovationskulturen theoretisch zu fassen. Empirisch ist sie die erste qualitativ-komparative Studie zu Innovation in Deutschland, ausgeführt in Kollaboration mit lokalen Partnern. Mit unserer Studie beabsichtigen wir, die Innovationsforschung besser auf normative, politische und epistemische Faktoren zu sensibilisieren. Dies kann zu Einsichten in die Generalisierbarkeit von lokaler Praxis und Erfahrung führen und neue Wege für inklusive und demokratische Gestaltung von Innovation aufzeigen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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