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Lokale Priester und ihre Gemeinden im Frühmittelalter. Untersuchung und Edition von Priesterhandbüchern der Karolingerzeit

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 395205352
 
Zwischen dem 8. und dem 11. Jahrhundert veränderte sich die Kirchenorganisation auf dem Land in Mittel- und Westeuropa tiefgreifend: Mit der Pfarrei entstand eine neue Institution, die die soziale Praxis lokaler Gemeinschaften bis weit in die Neuzeit hinein prägte. Über diesen fundamentalen Umbruch wissen wir bisher viel zu wenig. Die Forschung hat den Wandel mit den Begriffen der „Eigenkirche“ (Stutz) bzw. der „église privée“ (Lesne) zu erfassen versucht. Beide Konzepte sind mittlerweile im Prinzip als zeitgebunden und irreführend erkannt, werden jedoch gerade in regional- und lokalhistorischer Literatur noch weiter verwendet; eine Alternative ist nicht etabliert. Die Forschung hat zudem gezeigt: Priester agierten in der karolingischen Welt als Mittler zwischen den hofnahen Eliten und den lokalen Gemeinschaften; sie waren in dieser Rolle Protagonisten der „Correctio“. Ihr Sozialprofil, ihr ökonomisches Potential, ihre Ausbildung und ihr Wissen sind bisher aber kaum erforscht, schon gar nicht in der longue durée. Erste Regionalstudien zeigen, daß wir durchaus über Quellen verfügen, auf deren Basis sich diese Fragen beantworten lassen. Fast noch ganz unerschlossen ist ein besonders großer Bestand: Codices, die für die Ausbildung lokaler Priester angefertigt oder von ihnen als Handbücher genutzt wurden. Das Projekt verfolgt angesichts dessen insgesamt drei Ziele: Es will (1) den Wandel in der kirchlichen Organisation auf dem Land zwischen dem 8. und dem 11. Jahrhundert als Institutionalisierungsprozeß analysieren und eine konzeptuelle Alternative zu den Begriffen der „Eigenkirche“ und der „église privée“ erarbeiten. Es will (2) das soziale, ökonomische und rechtliche Profil der lokalen Priester in den verschiedenen Regionen des Reiches erforschen. Und es will (3) die Bücher für die Priester als neues Quellenmaterial des 9. Jahrhunderts erschließen und auswerten. Die Ergebnisse haben erhebliche Konsequenzen für unser Bild nicht nur der karolingischen Welt, sondern auch der sogenannten „gregorianischen Reform“ des 11. Jahrhunderts. Die Punkte (1) und (2) wird der Antragsteller selbst im Rahmen einer „Opus Magnum“-Förderung der VW-Stiftung bearbeiten; für Punkt (3) wird hier die Finanzierung einer Stelle für eine Mitarbeiterin (0,65 TVL E 13) beantragt, die ausgewählte Priesterhandbücher analysieren und in Form einer elektronischen Edition für die weitere Forschung zugänglich machen soll.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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