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Selbst-Einsicht und Einstellungen: Eine Unterscheidung zwischen introspektiver und sozialer Selbstkenntnis in der Forschung zu impliziten Evaluationen.

Antragsteller Adam Hahn, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 396710528
 
Unbewusste Prozesse werden in vielen Gebieten der Psychologie seit einigen Jahren kontrovers diskutiert. So beschreiben manche Forscher viele unserer Kognitionen als dem Bewusstsein nicht zugänglich (Bargh, 1999; Greenwald & Banaji, 1995; Nosek, 2007), während andere Forscher dies anzweifeln (z.B., Gawronski, Hofmann, & Wilbur, 2006; Newell & Shanks, 2014). In der Forschung zu sozialer Kognition zeigt sich diese Diskussion besonders in Debatten um implizite Einstellungen (Greenwald & Banaji, 1995); an präzisen Modellen, die prüf- und falsifizierbare Hypothesen über die Phänomenologie und Determinanten von bewusster Selbstkenntnis aufstellen, fehlt es jedoch bislang. Das Ziel des vorliegenden Antrags liegt in der Validierung eines Modells zur Unterscheidung zweier Formen von bewusster Selbstkenntnis im Bereich Einstellungen, die phänomenologisch distinkt sind, auf unterschiedlichen kognitiven Prozessen beruhen und verschiedener Analysemethoden bedürfen. Introspektive Selbstkenntnis beschreibt die Fähigkeit, auf seine eigenen Kognitionen bewusst zugreifen und diese berichten zu können. Soziale Selbstkenntnis beschreibt hingegen die Fähigkeit, die eigenen Kognitionen akkurat im Vergleich zu anderen Mitmenschen einordnen zu können. Meine bisherigen Arbeiten im Bereich Einstellungen (Hahn, Judd, Hirsh, & Blair, 2014) haben gezeigt, dass Probanden in der Lage sind, mit hoher Genauigkeit die Stärke und Qualität ihrer impliziten Evaluationen im Verhältnis zu einander vorherzusagen (hohe introspektive Selbstkenntnis). Sie schienen jedoch weniger genau darin, die Stärke ihre Evaluationen im Verhältnis zu den Evaluationen anderer zu bestimmen (begrenzte soziale Selbstkenntnis); und dieser Effekt scheint mitschuldig daran zu sein, dass implizite Evaluationen häufig als unbewusste Einstellungen dargestellt werden. Die hier vorgestellte Unterscheidung kann Missverständnisse ausräumen, indem sie genauere Aussagen darüber ermöglicht, welche Aspekte unserer evaluativer Reaktionen uns mehr oder weniger bewusst zugänglich sind. Meine bisherige Forschung beschreibt bisher jedoch noch keine eindeutigen Mechanismen und Faktoren, die den beiden Formen von bewusster Selbstkenntnis zugrunde liegen. Das Ziel des vorliegenden Antrags ist es daher, diese neue Unterscheidung und ein daraus erarbeitetes Model über die Prozesse und Determinanten, die den verschiedenen Arten von Selbstkenntnis von Einstellungen unterliegen, systematisch zu überprüfen. Das Ziel liegt im Erstellen einer Nomenklatur der Faktoren, die mit bewusster Selbstkenntnis von Einstellungen und evaluativen Reaktionen zusammenhängen, und damit eine nuanciertere Diskussion zum Thema Bewusstsein und implizite Einstellungen zu ermöglichen. Dies soll sowohl zum Grundlangenverständnis dieses Teils menschlicher Kognition beisteuern, als auch wichtige Beiträge für angewandte Forschungsgebiete und gesellschaftliche Fragen wie Stereotypisierung und Vorurteile leisten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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