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Menschwerdung Gottes im Zeitalter der Globalisierung. Marx’sche Ökonomiekritik bei Enrique Dussel und der Entwurf eines strukturalen Formats von Christologie und Soteriologie

Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 396925551
 
Aktuelle christologische Entwürfe artikulieren mehrheitlich historisierende und individualisierende Aspekte der Menschwerdung Gottes und ihrer Heilsbedeutung. Die Relevanz des christlichen Evangeliums für die strukturellen Phänomene von Ausbeutung und Unterdrückung, unter denen besonders die Länder der sog. »Dritten Welt« leiden, machen sie, wenn überhaupt, nur am Rande zum Thema. So werden systemisch lebensverneinende Zusammenhänge ausgeblendet. Die Theologie der Befreiung erkennt in diesem Befund ein strukturelles Problem, dem zufolge die klassische Theologie keine adäquaten Kategorien zur Kritik von Armut und Unterdrückung besitzt, weshalb sie die Heilszusage des Glaubens in keiner überzeugenden Form zum Ausdruck bringen kann.Die innovative Marx-Rezeption des argentinisch-mexikanischen Befreiungsphilosophen Enrique Dussel eröffnet an diesem Punkt neue Perspektiven für die Theologie. Über die Marx’sche Kategorie der »lebendigen Arbeit« analysiert er die Realität des Armen, die vom Standpunkt des Kapitals aus durchgängig negiert wird. Über Marx hinaus versucht Dussel, die Kapitalismuskritik methodologisch in einem positiven Entwurf gottgewollter Gemeinschaft zu gründen, deren biblischer Bezugspunkt die Reich-Gottes-Verkündigung Jesu darstellt. Sein produktiver Umgang mit der biblischen Heilsverheißung kann für die systematische Theologie einen Neuansatz initiieren, der die soteriologische Bedeutung der Menschwerdung Gottes struktural erschließt und so die individualistischen Ansätze ergänzt.Bisher ist das Œuvre Dussels hauptsächlich auf philosophisch-ethische Komponenten hin befragt worden. Das Forschungsprojekt zielt nun darauf ab, gerade die größtenteils nur in spanischsprachigen Publikationen vorliegende Marx-Rezeption Dussels zu erschließen und davon ausgehend systematisch-theologisch die Bedeutung der Befreiungsphilosophie Dussels zu entfalten. Insbesondere soll Dussels umfassende Kategorie der »Gemeinschaft«, welche das Lebensrecht v.a. der Armen grundsätzlich einklagt, für die Entwicklung eines strukturalen Formates von Christologie und Soteriologie fruchtbar gemacht werden. Humanisierung bildet hier den kategorialen Rahmen für eine innovative Neubestimmung der universalen Heilsbedeutung der Menschwerdung Gottes. Sie eröffnet der Theologie einen grundsätzlichen Weltbezug, der ihre christologischen und soteriologischen Reflexionen realitätskritisch konkretisiert und plausibilisiert.Die Leistung eines solchen, zur klassischen Christologie und Soteriologie komplementären strukturalen Ansatzes liegt zum einen darin, dass Mechanismen der Inhumanität adäquat erkannt und in ihrer genuin theologischen Bedeutung erschlossen bzw. bearbeitet werden können. Zum anderen eignet sich gerade dieses neue Format dazu, die Relevanz christlicher Theologie für die großen Fragen der globalisierten Welt von heute aufzuzeigen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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