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Architektonische Modi der kollektiven Existenz: Kulturvergleichende Architektursoziologie

Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 400112452
 
Die gesellschaftliche Bedeutung von Architektur einschließlich von Infrastruktur, Raumbildung und Stadtbau vergleichend zu eruieren - darum geht es dem Projekt. Es bildet die Grundlage, um künftig (in interdisziplinären Projekten) aktuelle und historische Transformationen von Gesellschaften durch Architektur zu erforschen. Um etwa zu fassen, inwiefern europäische Architektinnen die kollektive Existenz Chinas transformieren - das gebaute Gesicht dieser Gesellschaft und Lebensräume ändern; oder in der Frage, welche gesellschaftlichen Effekte hierzulande Avantgarden haben: dazu gilt es zunächst zu erkennen, welchen Teil eine architektonische Kultur grundlegend an der je spezifischen kollektiven Existenz hat. Welche Einteilung der Einzelnen, welche kollektive Organisation geht mit einer urban fixierten Architektur einher, im Vergleich zu dem, was sich mit den Zelten der Nomaden einrichtet? Welche Effekte haben Baustoffe, etwa auf die Trennung der Geschlechter? Architektursoziologie ist eine Kultursoziologie, sie untersucht empirische Phänomene. Zugleich trägt das Projekt zur soziologischen Theorie bei. Im Blick auf die Omnipräsenz von Architektur in jedem Kollektiv stellt es die Frage noch einmal, was eine 'Gesellschaft' ist, wie sie sich konstituiert, mit welcher man es je zu tun hat. Hier wird die (bereits vielfältig rezipierte) These der Antragstellerin, Architektur sei ein Medium der 'Gesellschaft', um umfassende materiale Forschungen ergänzt. Zugleich werden Theorie und Begriffe in eine nicht-ethnozentrische, vergleichende Perspektive überführt. Empirisch und theoretisch will das Projekt die Architektursoziologie von ihrer Fixierung auf die Architekturmoderne befreien - um in den Blick zu bekommen, in welchem architektonischen Modus wir leben, wie andere Architekturen soziale Unterschiede, kollektive Identitäten, Natur-Kultur-Bezüge einrichten. Angesichts der Nichtsprachlichkeit und der Vertrautheit mit der je eigenen Architektur werden konträre 'architektonische Modi der kollektiven Existenz' untersucht. Dazu werden je idealtypische Fälle ausgewählt, für deren Analyse eine vielfältige anthropologische und archäologische Forschungsliteratur zur Verfügung steht. Es werden I) urbane, infrastrukturierte Kollektive (Gesellschaften der Städte, am Fall von Uruk, Catal Höyük sowie der deutschen Gegenwartsgesellschaft) mit solchen verglichen, deren Architektur II) eine nomadische Existenz einrichtet (Gesellschaften der Zelte: Tuareg, Mongolen); die sich III) architektonisch zerstreuen (Residentieller Atomismus: Achuar, Peru); und IV) unterirdisch bauen (Sociétés à maisons creusées: Yaodong, China). Das Projekt erweitert die Architektursoziologie um die Zusammenarbeit mit Anthropologie und Archäologie, die ihrerseits ein Interesse bekunden. Es ist ebenso an den der eigenen Architektur interessiert, wie an anderen Modi. Zugleich sensibilisiert es die Disziplin der Architektur für deren Brisanz - die Transformation von Kollektiven und Interaktionen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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