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Sonderfall oder Ausnahmeregelung? Die Perlenindustrie Broomes und die Politik des ›weißen Australiens‹

Antragstellerin Dr. Stefanie Affeldt
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 403220357
 
Das Forschungsprojekt "Exception or Exemption? The Broome Pearling Industry and the White Australia Policy" ("Sonderfall oder Ausnahmeregelung? Die Broome Perlenindustrie und die Politik des weißen Australiens") wird eine historisch-soziologische Analyse des Rassismus in Australien zu Beginn des 20. Jahrhunderts vornehmen. Der war programmatisch, bestimmte die Konstitution des Landes als Nation und richtete sich auf die Bewahrung des "Weißseins". Dem gegenüber wird das im Nordwesten gelegene Broome mit seinem hohen Anteil an asiatischen Arbeitern und Siedlern häufig als multikultureller Sonderfall eingestuft.Das Projekt wird untersuchen, ob diese Einschätzung zutrifft und welche Umstände dafür verantwortlich waren. Damit bietet es neue Einsichten in Prozesse rassistischer Diskriminierung. Das gilt nicht nur für die Konstruktion von ›Weißsein‹ und deren Ausprägung im australischen Kontext. Es gilt vor allem auch für das Verständnis von Rassismus als einem sozialen Verhältnis, das zwar auch durch Vorurteile, letztlich aber durch die Handlungsmöglichkeiten der Beteiligten, also von Tätern wie Opfern bestimmt wird. Darüber hinaus schließt das Projekt eine Forschungslücke in der Geschichte des ›weißen Australiens‹. Dafür untersucht das Projekt die Zusammenhänge kultureller, sozialer und politischer Dimensionen rassistischer Diskriminierung zwischen Broome und dem Rest Australiens. Dazu gleicht es den (gescheiterten) Versuch einer "Weißmachung" der Perlenindustrie mit dem erfolgreichen Übergang der Zuckerindustrie zur Produktion "weißen Zuckers" ab. Gleichzeitig untersucht es die Wechselwirkungen zwischen beiden Bereichen, die außerdem global kontextualisiert werden (dies ist schon deswegen unerlässlich, da westliche ›Warnungen‹ vor einer angeblichen ›farbigen Gefahr‹ maßgeblich von Australien ausgingen).Das Forschungsprojekt verwendet sich ergänzende Untersuchungsmethoden. Prozessanalyse diskutiert Mechanismen transnationaler Inklusion und rassistischer Exklusion, beleuchtet Broomes speziellen Status in der Umsetzung der Politik des "weißen Australiens" und stellt es in den Kontext einer Krise des ›Weißseins‹ durch die "Gelbe Gefahr" und Japans Streben nach "Rassengleichheit". Netzwerkanalyse liefert entscheidende Erkenntnisse zu Broomes Interessenverbänden, Konflikten intrapersoneller Interessen und diasporischen Verbindungen zwischen den internationalen Gruppen in Broome und ihren Ursprungsregionen. Diskursanalyse erschließt und evaluiert Regierungsberichte, lokale und nationale Debatten und den öffentlichen Diskurs. Die Triangulation dreier Hauptgruppen von Primärquellen (Parlamentsmaterial, Zeitungen und andere Veröffentlichungen) komplementiert die Informationen aus der Sekundärliteratur und analysiert detailliert die Gründe, die zur Entstehung und dem Fortbestand der "farbigen Enklave" im "weißen Australien" beigetragen haben. Damit liefert die Untersuchung auch einen Beitrag zu Fragen des Widerstands gegen und der Bekämpfung von Rassismus.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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