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Verstechniken in Übersetzung. Die Internationalisierung der deutschsprachigen Poetik und Gelegenheitspoesie des 17. und 18. Jahrhunderts

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 405031812
 
Das Projekt untersucht die Übersetzung europäischer Verstechniken in die deutschsprachige Poetik und Gelegenheitspoesie der Frühen Neuzeit erstmals in internationaler und zeitlich übergreifender Perspektive, die das Barock- und Aufklärungsjahrhundert umfasst. Anhand der Analyse der Transferprozesse von Regelwissen und fremdsprachlichen Mustern in das deutsche Dichtungssystem wird im Detail rekonstruiert, wie sich eine neue Dichtungssprache etabliert.Untersuchungsgegenstand sind Poetiken und didaktische Dichtungsmanuale, wobei letztere literaturgeschichtlich unzureichend aufgearbeitet sind. Den dichtungspraktischen Vergleichshorizont erschließt das Projekt über die Gelegenheitsdichtung aus zwei bedeutenden Zentren des 17. und 18. Jahrhunderts: Breslau und Zürich. Auf diese Weise wird auch die wenig erforschte Bedeutung der Gelegenheitspoesie in den Diskussionen um europäische und globale Rhythmen, Natürlichkeit und Künstlichkeit der Sprachen sowie hoher und niederer Literatur analysiert.Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich von Opitz’ Poeterey (1624) als Initialtext der Barockpoetik bis in die Zeit um 1800 als im historischen Verständnis klassizistischem Höhepunkt der deutschen Dichtungssprache. In dieser Zeit expandieren die volkssprachlichen Kontaktzonen, wodurch die europäischen Sprachen untereinander in Konkurrenz treten. Dabei wird gerade die oratio ligata zum Spielfeld der Übersetzung verstechnischer Zeichensysteme wie Rhythmus, Takt und Reim. Mit der zunehmenden Globalisierung erhält das deutschsprachige Verssystem insbesondere im 18. Jahrhundert zudem vielfältige außereuropäische Impulse, die bisher von der Forschung nicht aufgearbeitet sind.Auf Grund des versgeschichtlichen Hauptinteresses zielt das Projekt vorrangig auf die Ebene der Schriftzeichen. Eingeschlossen ist zudem der mediale Transfer auf der Ebene der musikalischen Zeichen: Mit der Verwendung von bestimmten Vers- und Strophenformen im Bereich der Lyrica sind auch bestimmte Melodien impliziert. Das Projekt verortet sich daher primär in der ersten Sektion des Schwerpunktprogramms Zeichensysteme und mediale Transformationen. Auf der breiten Quellenbasis des Projekts gilt es dabei zu zeigen, wie fremdsprachliches poetologisches Wissen im Übersetzungsprozess letztlich so transformiert wird, dass im Dichtungsverständnis des 18. Jahrhunderts die ‚Lyrik’ als neue Gattung entsteht. Die Dokumentation der Projektergebnisse erfolgt durch (i) die Erstellung eines kommentierten Repertoriums internationaler Quellenbezüge deutschsprachiger Poetiken und Dichtungsmanuale des 17. und 18. Jahrhunderts sowie (ii) eine Monographie zur Internationalisierung der gebundenen Rede im Untersuchungszeitraum. Methodisches Innovationspotential entfaltet das literaturwissenschaftliche Vorhaben dabei insbesondere in der Verbindung von transferorientierter Übersetzungsanalyse und versgeschichtlicher Forschung in einem sozialhistorischen Kontext.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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