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Hochfliegende Erwartungen: politische Einflüsse, Wissenstransfer und Krisenerfahrung als prägende Faktoren für Entstehung und Unternehmensführung der multinationalen Fluglinie Air Afrique zwischen 1961 und 1990

Antragsteller Professor Dr. Alexander Nützenadel, seit 6/2022
Fachliche Zuordnung Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 415981408
 
Das Projekt hat zum Ziel, eine Unternehmensgeschichte der multinationalen Fluglinie Air Afrique zu schreiben, um zu verstehen, wie zwischen 1960-1990 Wirtschaftskulturen und wirtschaftliche Erwartungen die postkolonialen Staats- und Nationsbildungsprozesse im frankophonen Westafrika beeinflusst haben. Es bezieht sich dabei auf drei große Themenbereiche der allgemeineren und Afrika-spezifischen historischen Forschung: das wachsende Interesse an der Rolle von Unternehmen für Dekolonisierung, Staatenbildung und Nationalismus; Debatten zu Wirtschaftskulturen und Entwicklungsgeschichte; und die Geschichte der Luftfahrt, die sich bislang nur wenig mit Afrika befasst hat. Die meisten frankophonen Staaten verfolgten nach ihrer Unabhängigkeit ab 1961 multinationale Strategien, die sich zu einem Teil aus einem Pan-Afrikanischen Nationalismus speisten und zu einem anderen Teil aus dem „Francafrique“ Konzept, eine Regionalunion der ehemaligen französischen Kolonien, die wirtschaftlich und politisch von Frankreich abhängig blieb. Air Afrique, unter französischer Ägide von elf Westafrikanischen Staaten gebildet, ist eines der prominentesten Beispiele dieses Spannungsfeldes. Die historische Forschung zu Afrika und zu Entwicklungsfragen hat sich den Mechanismen und Auswirkungen der Dekaden nach 1960 mit erneutem Interesse zugewandt, allerdings konzentrieren sich die bestehenden Arbeiten auf politische und soziale Aspekte, eine Verbindung zu wirtschaftsgeschichtlichen Fragestellungen, etwa durch detaillierte Fallstudien einzelner Unternehmen oder Sektoren gelingt allerdings nicht. Wirtschaftswissenschaftliche Untersuchungen afrikanischer Unternehmen und der Luftfahrtindustrie hingegen lassen eine historische Kontextualisierung ihrer Ergebnisse vermissen. Eine Verbindung dieser Fragestellungen und Ergebnisse soll in diesem Projekt erfolgen. Darüberhinaus wird das Projekt durch eine Fallstudie eines afrikanischen, multinationalen Unternehmens, bestehende Theorien zur Bildung wirtschaftlicher Erwartungen mit einer unbedingt notwendigen Differenzierung bereichern. Ausgehend von theoretischen Ansätzen, die wirtschaftliche Erwartungen mit soziologischen und anthropologischen Konzepten analysieren, hat dieses Projekt drei grundsätzliche Ziele: 1. Die Identifikation politischer und wirtschaftlicher Agenten im Management von Air Afrique sowie die Haupteinflussfaktoren auf deren Erwartungen und Entscheidungsfindung. 2. Den Vergleich dieser Agenten untereinander, hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Erwartungsbildung, und 3. die Verbindung wirtschaftlicher Erwartungen in einer privaten Gesellschaft mit politischen Prozessen und historischen Ereignissen und Entwicklungen. Das Ergebnis wird eine quellenbasierte Historiographie sein, ausgehend von Dokumenten zum Aufbau und zur Unternehmensführung von Air Afrique zwischen 1960 und 1990, aus afrikanischen und europäischen öffentlichen und privaten Archiven und Interviews mit ehemaligen Regierungs- und Fluglinien-Mitarbeitern.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
Ehemalige Antragstellerin Dr. Marie Huber, von 6/2018 bis 5/2022
 
 

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