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Umfassende Bestandsaufnahme, Beschreibung und Erklärung wesentlicher Kontraste zwischen den Strukturen des Englischen und des Deutschen

Antragsteller Professor Dr. Volker Gast, seit 5/2009
Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2007 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 42225916
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die kontrastive Linguistik beschäftigt sich mit dem feinkörnigen Vergleich zweier Sprachen und verfolgt das Ziel, Unterschiede vor dem Hintergrund von Ähnlichkeiten zu identifizieren. Ein solcher Vergleich kann sowohl mit anwendungsorientierten als auch mit theoretischen Zielen verbunden sein. Zum einen hat sich der kontrastive Sprachvergleich als fruchtbare Komponente in der universitären Lehre erwiesen. Für Studierende fremdsprachlicher Philologien kann die systematische Auseinandersetzung mit den Unterschieden zwischen der jeweiligen Muttersprache und der Fremdsprache zur Entwicklung und Verfestigung von language awareness und metasprachlichem Wissen beitragen. Aus theoretischer Sicht ist die kontrastive Linguistik vor allem dadurch interessant, dass sie es erlaubt, spezifische Unterschiede vor dem Hintergrund sprachlicher Gesamtsysteme zu interpretieren und auf diese Weise in einen größeren Zusammenhang einzuordnen. In dem von der DFG geförderten Projekt mit dem Titel ‚Umfassende Bestandsaufnahme, Beschreibung und Erklärung wesentlicher Kontraste zwischen den Strukturen des Englischen und des Deutschen‘ wurden drei Ziele verfolgt. Erstens sollte auf Grundlage vorhandener Forschungsergebnisse eine umfangreiche Bestandsaufnahme der wichtigsten Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem Englischen in einem breiten Spektrum an grammatischen und lexikalischen Themen durchgeführt werden. Ein zweites Ziel des Projektes bestand darin, auf bislang wenig beachteten Gebieten der Grammatik und des Lexikons vertiefende Einzeluntersuchungen durchzuführen. Ergebnisse wurden in den folgenden Bereichen erarbeitet: (i) Informationsstruktur, (ii) Wortbildung, (iii) finite Komplementierung (Satzanaphern so und it), (iv) Modalität, (v) unpersönliche Pronomina und (vi) skalare additive Operatoren. Das dritte Ziel des Projekts betraf die Erklärung von beobachteten Kontrasten zwischen dem Deutschen und dem Englischen. Einige Kontraste hängen mit Unterschieden in der (internen und externen) Sprachgeschichte der beiden Sprachen zusammen (z.B. die im Vergleich zum Deutschen weite Verbreitung von exozentrischen, ursprünglich aus dem Französischen entlehnten Verb-Nomen- Komposita des Typs cut-throat im Englischen). Andere Kontraste wiederum lassen sich mit Rückgriff auf die jeweiligen sprachlichen Gesamtsysteme erklären. Exemplarisch wurde in diesem Projekt der Bereich der w(h)-Clefts (auch ‚Sperrsätze‘ genannt) untersucht. In w(h)-Clefts wird ein Teil eines einfachen Satzes durch Bildung eines (freien) Relativsatzes ‚abgespalten‘, z.B. Was mich stört, ist dieser Lärm statt des einfachen Satzes Mich stört dieser Lärm. Das Deutsche und das Englische verfügen über weitgehend parallele strukturelle Möglichkeiten bei der Bildung von w(h)-Clefts, machen aber in sehr unterschiedlichem Umfang davon Gebrauch. Diese (quantitativen) Unterschiede lassen sich mit Bezug auf die sprachlichen Gesamtsysteme erklären. W(h)-Clefts werden zur Erzielung bestimmter satzsemantischer und struktureller Effekte verwendet, z.B. im Hinblick auf die Linearisierung von alter und neuer Information. Durch die insgesamt flexiblere Wortstellung kann das Deutsche – anders als das Englische – eine ‚kohärente‘ Linearisierung oft erreichen, ohne einen w(h)- Cleft zu bilden. Die Wahl eines bestimmten (strukturellen) outputs unter spezifischen (semantischpragmatischen) input-Bedingungen lässt sich als entscheidungstheoretisches Problem formulieren und mit Hilfe statistischer Verfahren wie der logistischen Regression quantitativ modellieren. Auf diese Weise lassen sich z.B. für spezifische Sätze Vorhersagen über die Wahrscheinlichkeit des Auftretens bestimmter Übersetzungsformen in der Vergleichssprache treffen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2008). Symmetric verbs and constraints on passivization: An English-German comparison. Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik 56.3: 255–268
    Haas, Florian
  • (2008). Temporal prepositions in English and German: A contrastive study. Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik 56.3: 303–315
    König, Ekkehard
  • (2008). V-N compounds in English and German. Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik 56.3: 269–282
    Gast, V.
  • (2010). Contrastive topics, information structural restrictors and sub-informativity: A comparison of English and German. In: C. Breul and E. Göbbel (eds.), Comparative and Contrastive Studies in Information Structure, 15–50. Amsterdam: Benjamins
    Gast, V.
  • (2011). Exploring probabilistic differences between genetically related languages. Languages in Contrast 11.2: 193–215
    Wiechmann, Daniel
  • (2011). On the distribution of subject properties in formulaic presentationals of Germanic and Romance languages. In: Siewierska, A. and A. Malchukov (eds.), Impersonal Constructions, 125–164. Amsterdam: Benjamins
    Gast, V. and F. Haas
  • (2011). Scalar additive operators in the languages of Europe. Language 87.1: 2–54
    Gast, V. and J. van der Auwera
  • (2012). Contrastive linguistics and language comparison. Languages in Contrast 12.1: 3–26
    König, E.
  • (2012). Understanding English-German Contrasts. Dritte, überarbeitete und ergänzte Auflage. Berlin: Erich Schmidt Verlag
    König, E. & V. Gast
  • (2012). W(h)-clefts im Deutschen und Englischen. Eine quantitative Untersuchung auf Grundlage des Europarl-Korpus. In: Gunkel, L. and G. Zifonun (eds.). IDS-Jahrbuch 2011, 332–362. Berlin: de Gruyter Mouton
    Gast, V. and D. Wiechmann
  • (2012). Zur Standortbestimmung der Kontrastiven Linguistik innerhalb der vergleichenden Sprachwissenschaft. In: Gunkel, L. and G. Zifonun (eds.). IDS-Jahrbuch 2011, 13–40. Berlin: de Gruyter Mouton
    König, E.
 
 

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