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TRR 294:  Strukturwandel des Eigentums

Fachliche Zuordnung Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Geisteswissenschaften
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 424638267
 
Der geplante Sonderforschungsbereich geht von einer spannungsreichen Gegenwartsdiagnose aus: Während nach 1989 privates Eigentum weltweit an Bedeutung gewonnen hat und zunehmend dereguliert wurde, erweist sich die daraus erwachsene Eigentumsordnung zugleich als krisenanfällig und hochgradig umstritten. Sie wird nicht nur durch die globalen ökonomischen Krisen herausgefordert, sondern auch durch politische Konflikte um die Verteilung und Einhegung von Privateigentum sowie durch Dynamiken der Wissens- und Bioökonomie, mit denen sich alternative Entwürfe von Gemeingütern, geteilter Nutzung und freiem Zugang verbinden.Wir vermuten in dieser Lage einen fundamentalen Strukturwandel von Eigentum, den wir auf zwei Ebenen verorten. Als Strukturwandel des Eigentums betrachten wir einander bedingende Veränderungen der Subjekte, Objekte und Ordnungen des Eigentums – Beispiele sind neue Akteure und Produkte an den Finanzmärkten, der Umgang mit nicht-rivalen oder bislang nicht-exklusiven Eigentumsgütern wie Wissen und Wind oder neue Mischungen öffentlichen und privaten Eigentums. Da Eigentum eine konstitutive Institution moderner Gesellschaf-ten darstellt, vermuten wir darüber hinaus einen Strukturwandel durch Eigentum, wenn dessen Neuordnung Veränderungen der institutionellen Ordnung, der Sozialstruktur, von Welt- und Selbstverhältnissen sowie alltäglichen Praktiken bedingt (ohne sie zu determinieren). Sachliche Aspekte dieses Strukturwandels werden gegenwärtig unter Stichwörtern des Sozialstaatsumbaus, der 'Postdemokratie' und des 'Postkapitalismus' diskutiert. Wir hoffen, eine präzise Forschungsperspektive auf die fraglichen Umbrüche zu gewinnen, indem wir die An-nahmen verfolgen, dass erstens die 'Entbettung' des Privateigentums im Sinne Polanyis Versuche zu seiner Wiedereinbettung provoziert, zweitens der technologische Wandel hin zur Wissens- und Informationswirtschaft Innovationen im Kapitalismus wie in seiner Kritik herausfordert und drittens die spezifische Gestalt und Materialität neuer Eigentumsobjekte von Eizellen bis zu genetischen Codes sozial verarbeitet werden muss.Der SFB soll das Repertoire der klassischen, in der Philosophie, den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften geführten Eigentumsdebatten durch eine sozialwissenschaftliche, v.a. genuin soziologische Eigentumsforschung ergänzen. In der Zusammenarbeit dieser Disziplinen, ergänzt um Expertise aus den Geschichts-, Politik- und Religionswissenschaften sowie den China- und Südasien-Studien, wollen wir eine gesellschaftstheoretische Perspektive auf Eigentum (zurück-)gewinnen und den angenommenen Strukturwandel empirisch untersuchen. Dazu planen wir, a) geschichtliche und konzeptionelle Grundlagen der westlichen Eigentumsordnung neu zu erschließen, b) aktuelle Konflikte um Privateigentum im Globalen Norden, aber auch in Asien und Lateinameri-ka empirisch zu untersuchen sowie c) Alternativen zum (privaten) Eigentum zu analysieren, die aktuell debattiert oder praktisch erprobt werden.
DFG-Verfahren Transregios

Laufende Projekte

Antragstellende Institution Friedrich-Schiller-Universität Jena
Mitantragstellende Institution Universität Erfurt
 
 

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