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Migrationsgesellschaft und transkulturelle Verflechtung in einem plural verfassten Stadtraum: Kamjaneć-Podilśkyj im 16./17. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 428570180
 
Das Projekt untersucht den Umgang mit Migration in einer frühneuzeitlichen Stadtgesellschaft. Kamjanec in Podolien war ein überregionales Handelszentrum und zugleich eine bedeutende Grenzfestung im südöstlichen Polen, in direkter Nachbarschaft zum Osmanischen Reich, zum Fürstentum Moldau und zum Krimkhanat. Einzigartig an der Stadt war ihre dreigeteilte Selbstverwaltung mit armenischem, polnischem und ruthenischem Magistrat, welche beispielhaft für die plurale Verfasstheit von Migrationsgesellschaften steht. Die Grenzlage der Stadt und häufige bewaffnete Konflikte in der Region erforderten aber auch die Entwicklung eines gesamtstädtischen Bewusstseins gegenüber tatarischen und osmanischen Angreifern. Der zeitliche Rahmen der Untersuchung reicht vom Einsetzen der städtischen und regionalen Aktenüberlieferung Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur osmanischen Eroberung 1672, welche einen neuen institutionellen wie demographischen Rahmen schuf. Die Untersuchung lenkt die Aufmerksamkeit auf die Situativität migrantischer Selbst- und Fremdverortungen in einem multipolaren Akteursfeld und fragt, wie und mit wem Zugehörigkeiten verhandelt, wie Abgrenzungen markiert und implementiert werden. Daraus ergibt sich ein Einblick in die Vielfältigkeit der Aushandlungsprozesse, welche die soziale Ordnung bestimmen, die Modalitäten des Ankommens regulieren und Narrative der Zugehörigkeit definieren. Ein analytischer Zugriff auf transkulturelle Verflechtungsprozesse wird hier als Schlüssel zum Verständnis gesellschaftlicher Formierungsprozesse genutzt. Daraus ergibt sich ein über den konkreten Fallhorizont hinausweisender methodischer Beitrag zu den Debatten über Migration und Gesellschaft.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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