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Der Ratschluss Gottes im lukanischen Doppelwerk

Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 430899569
 
Ziel des Projekts ist die umfassende Darstellung eines zentralen theologischen Motivs im lukanischen Doppelwerk, nämlich des Ratschlusses Gottes. Dabei soll sowohl das eigenständige theologische und literarische Profil des Werkes als auch dessen zeit- und religionsgeschichtliche Einbettung gleichermaßen berücksichtigt werden. Aus dieser Aufgabenstellung ergeben sich zwei Teilziele:Als erstes Teilziel ist durch eine textimmanente Lektüre herauszuarbeiten, wie Lukas als Erzähler das, was er den „Ratschluss“ Gottes nennt, narrativ entfaltet. Im Anschluss an bisherige narratologische Studien wird davon ausgegangen, dass sich das lukanische Verständnis vom Ratschluss Gottes nicht nur an der entsprechenden Semantik festmachen lässt, sondern v.a. auch an den Erzählstrukturen. Die den bisherigen Forschungsstand weiterführende Arbeitshypothese ist, dass sich hierbei die dramatische Ironie, d.h. der Wissens- und Verstehensvorsprung der Leser gegenüber den Erzählfiguren, als die entscheidende Erzähltechnik erweist: Mit deren Hilfe aktiviert der Erzähler die kognitive Mitarbeit seiner intendierten Rezipienten, um ihnen sein Verständnis vom göttlichen Ratschluss nahe zu bringen. Dies soll durch die Anwendung narratologischer Methoden im Detail entfaltet werden. Das zweite Teilziel besteht darin, dem lukanischen Konzept vom göttlichen Ratschluss durch einen religionsgeschichtlichen Vergleich schärfere Konturen zu verleihen. Dazu sollen exemplarische Vertreter verschiedener narrativer Gattungen herangezogen werden, die mit dem Konzept der göttlichen Vorsehung (pronoia) arbeiten. Die Arbeitshypothese lautet, dass der Verfasser des lukanischen Doppelwerks zwar den Begriff „Vorsehung“ vermeidet, sich aber narrativer Strukturen bedient, die für einen antiken Leser typischerweise mit „Vorsehung“ verbunden sind. Im Gegensatz zu Teilen der bisherigen Forschung ist das Ziel dabei nicht, literarische Abhängigkeiten ausfindig zu machen, sondern den literarisch-theologischen Entwurf des auctor ad Theophilum von der kulturellen Enzyklopädie der Erstadressaten her zu lesen. Insgesamt soll damit das, was in der Forschung unter den disparaten Schlagwörtern „Vorsehung“, Heilsgeschichte“ und „Plan Gottes“ verhandelt wird, einer kritischen Überprüfung am biblischen Text unterzogen werden. Als Ertrag soll eine Neubeschreibung des damit gemeinten Phänomens geboten werden, die nicht von neuzeitlichen theologischen Konzepten, sondern vom Rezeptionskontext der Erstadressaten her inspiriert ist.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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