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Medienwirkungen auf Einstellungen zur Immigration. Eine international vergleichende Mehrebenen-, Multimethoden-, Längsschnittuntersuchung

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 454164884
 
Nach Jahrzehnten der Migration sind die europäischen Gesellschaften ethnisch und kulturell vielfältiger als je zuvor in der Geschichte. Dieser Entwicklung ist Gegenstand öffentlicher und politischer Kontroversen und hat das Potenzial, die politische Polarisierung und Radikalisierung der Gesellschaften zu verstärken und zu einer Bedrohung liberaler Demokratien zu werden. Vielen Menschen fehlen persönliche Erfahrungen mit Migranten. Für die meisten Bürgerinnen und Bürger sind indirekte Erfahrungen - vor allem vermittelt durch die Medien - die wichtigste Quelle für die Einstellungsbildung zu diesem Thema. Der aktuelle Forschungsstand zeigt, dass Medieneinflüsse auf Überzeugungen und Einstellungen zur Migration nachweisbar sind; aber dennoch weiterhin Bedarf für theoretische und empirische Weiterentwicklungen besteht. Aufbauend auf der Intergroup Threat Theory und dem Attribut-Agenda-Setting-Ansatz wird eine Untersuchung des Einflusses der Medien auf die Überzeugungen und Einstellungen der Bevölkerung zur Migration in europäischen Gesellschaften durchgeführt. Dazu analysieren wir, wie Unterschiede in der Berichterstattung mit den Überzeugungen der einheimischen Bevölkerung zum Thema Einwanderung zusammenhängen und wie diese Überzeugungen die Einstellungen zu verschiedenen Formen der Einwanderung beeinflussen. Wir ermitteln Medieneffekte im Längsschnitt (18 Jahre) aus international vergleichender Perspektive (6 Länder) und verwenden dabei ein mehrstufiges (2 Ebenen, Individuum und Land) Mehrmethoden-Untersuchungsdesign (3 Methoden). Wir werden zwei öffentlich zugängliche Datenquellen nutzen: a) Umfragedaten des European Social Survey (ESS) und b) exogene aggregierte Daten von Eurostat, Genesis und Eurobarometer. Darüber hinaus werden wir c) Medieninhaltsdaten durch automatisierte Inhaltsanalysen von Zeitungsartikeln erheben. Dazu werden Artikel, die in Deutsch, Spanisch und Französisch veröffentlicht wurden, mit Hilfe einer neuronalen maschinellen Übersetzungssoftware (NMT) ins Englische übersetzt, um anschließend ein englisches Codebuch auf alle Zeitungen aus allen Ländern anwenden zu können. Die Attributanalyse wird mit Hilfe überwachten (supervised) maschinellen Lernens (SML) realisiert. Die Ergebnisse werden dazu beitragen, unser Verständnis vom Einflusses der Berichterstattung auf die Bevölkerung in einem gesellschaftlich und politischen kontroversen Politikfeld zu erhöhen. Darüber hinaus werden belastbare Befunde geliefert, wie individuelle Überzeugungen und Einstellungen durch Makro-Medieneffekte beeinflusst werden. Dabei werden auch die zeitlichen und nationalen Rahmenbedingungen berücksichtigt, von denen angenommen wird, dass sie sowohl die Medienberichterstattung als auch die Überzeugungen und Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger beeinflussen. Aus theoretischer Perspektive werden die Ergebnisse helfen, das vorgeschlagene Modell kontextualisierter Medienwirkungen weiterzuentwickeln.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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