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"Enhanced AAA": Verkürzte Antikoagulation zur Thromboseprophylaxe nach „Fast-Track“-Hüftgelenksersatz

Fachliche Zuordnung Kardiologie, Angiologie
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 496692474
 
In der alternden Bevölkerung Deutschlands und anderer Länder benötigt eine stetig wachsende Zahl von Patientinnen und Patienten mit Gelenksarthrose eine chirurgische Hüft-Arthroplastie mit Totalendoprothese (TEP). Dieser Eingriff ist mit einem erheblichen Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) assoziiert, dennoch bleibt die Dauer der postoperativen Thromboseprophylaxe umstritten. Während die deutsche interdisziplinäre S3-Leitlinie eine Antikoagulation über 28-35 Tage nach Hüft-TEP empfiehlt, wird in anderen Ländern zunehmend – trotz fehlender Evidenz durch kontrollierte Daten – eine viel kürzere Antikoagulationsdauer empfohlen. Enhanced AAA („Enhanced recovery and Abbreviated duration of Anticoagulation for thromboprophylaxis after primary hip Arthroplasty“) ist eine multizentrische Prüfer-initiierte und akademisch gesponserte prospektive randomisierte Nicht-Unterlegenheits-Studie mit aktivem Kontrollarm. Eine nur 10-tägige prophylaktische Antikoagulation soll mit der 35-tägigen Standarddauer verglichen werden. Patienten mit geplanter elektiver einseitiger Hüft-TEP werden in die Studie eingeschlossen, wenn sie die Kriterien für Frühmobilisation nach einem standardisierten „enhanced recovery“ Protokoll erfüllen. Nach Randomisierung und Operation erfolgt eine initiale zweitägige offene Phase der Antikoagulation nach dem im jeweiligen Zentrum etablierten Protokoll. Anschließend erhalten alle Patienten Studienmedikation (Rivaroxaban in der zugelassenen prophylaktischen Dosis von 10 mg täglich) bis zum 10. postoperativen Tag. Danach wird (doppelblind) im experimentellen Arm auf Plazebo gewechselt, während im Kontrollarm die aktive Substanz in o. g. Dosis fortgeführt wird. In beiden Behandlungsarmen wird die Studienmedikation bis zum 35. postoperativen Tag eingenommen. Der primäre Endpunkt ist eine akute symptomatische proximale tiefe Venenthrombose (TVT) oder symptomatische/tödliche Lungenembolie (LE) binnen 3 Monaten. Die Studienzentren werden angewiesen, geltenden Leitlinien hinsichtlich des klinischen Verdachts und der VTE-Diagnostik zu folgen. Die geplante Zahl von 2.932 Patienten ermöglicht den Ausschluss der Nullhypothese, dass δ ≥ 0.01 (δ = Differenz der Wahrscheinlichkeit einer symptomatischen TVT oder LE binnen 3 Monaten zwischen dem experimentellen und dem Kontrollarm) bei einem Gesamtsignifikanzniveau α = 0,05. Eine Interimsanalyse ist nach dem 3-Monats-Follow-up der ersten 1.760 randomisierten Patienten vorgesehen und kann zum vorzeitigen Ende der Studie führen, falls das dafür festgesetzte Signifikanzniveau α = 0,5 nicht erreicht wird oder die Neuberechnung eine Gesamtzahl von > 3.200 Patienten ergibt. Enhanced AAA wird die erste randomisierte Studie sein, welche eine Gesamtreduktion der Thromboseprophylaxe evaluieret, anstatt ein Antikoagulans durch ein anderes antithrombotisches Präparat zu ersetzen. Wir erwarten, dass die Ergebnisse zur Gestaltung zukünftiger Leitlinien für diese große Patientenpopulation beitragen werden.
DFG-Verfahren Klinische Studien
Mitverantwortlich Professor Dr. Philipp Drees
 
 

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