Detailseite
Projekt Druckansicht

Die andere Seite der Ladentheke. Verkäuferinnen in Großbetrieben des Lebensmitteleinzelhandels in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts

Antragstellerin Dr. Daniela Ruether
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 504145908
 
In der Corona-Krise erlebten Verkäuferinnen im Lebensmitteleinzelhandel eine bis dahin nicht gekannte gesellschaftliche Anerkennung. Welche Rolle das Verkaufspersonal für den Aufstieg der heute dominierenden Großfilialbetriebe zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielte, ist bis dato unerforscht. Denn das in Deutschland noch vorherrschende Narrativ zur Erfolgsgeschichte der Großbetriebe im Lebensmitteleinzelhandel, die als Wegbereiter der modernen Massenkonsumgesellschaft gelten, rückt die Effizienz und Wirtschaftlichkeit dieser Betriebsform in den Mittelpunkt und blendet den eigentlich elementaren Faktor aus: die Frauen hinter der Ladentheke. Mit dem hier vorgestellten Forschungsvorhaben sollen die Verkäuferinnen in den Filialen der damals sogenannten Massenfilialbetriebe erstmals in den Blick genommen und das noch vorherrschende Narrativ dekonstruiert werden. Die empirische Erforschung des weiblichen Verkaufspersonals ist durch den Zugriff auf unternehmensinterne Quellen erstmals möglich; sie soll Erkenntnisse generieren, die nicht nur zu einem differenzierteren Bild der Verkäuferin führen werden, sondern auch zur weiblichen Erwerbstätigkeit insgesamt. Das Forschungsvorhaben leistet insofern auch einen Beitrag zur neu belebten Geschichte der Arbeit(swelten) in Deutschland.Das Projekt wird Unternehmensgeschichte als Geschlechtergeschichte am Beispiel der Massenfilialbetriebe des Lebensmitteleinzelhandels, v.a. des Unternehmens Tengelmann, erforschen und dazu Geschlecht als primären Aspekt der betrieblichen Ordnung untersuchen, um den in den Unternehmen geltenden Prinzipien der Geschlechterhierarchie und den vorhandenen Asymmetrien mit Fokus auf das weibliche Verkaufspersonal auf die Spur zu kommen. Dabei geht es nicht nur um den Einfluss von Geschlechterverhältnissen auf die Organisation des Betriebes, sondern auch auf die Beziehung zwischen ökonomischen Transformationen und Geschlechterverhältnissen.Zwecks Kontextualisierung der zu erforschenden spezifischen geschlechterbasierten Annahmen, die die Unternehmenspolitik strukturierten, soll der – im Gegensatz zur weiblichen Fabrikarbeit Ende des 19. Jahrhunderts – bislang nicht empirisch erforschte zeitgenössische Diskurs über weibliche Angestelltenarbeit im Verkauf auf Basis noch nicht ausgewerteter zeitgenössischer Quellen untersucht werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung