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Die vereinigten Spätantiken

Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 508354349
 
„Die vereinigten Spätantiken“ verwendet neue digitale Methoden für ein tieferes Verständnis der sozialen Beziehungen in der Spätantike (ca. 300-c.700). Das Wachstum der christlichen Kirche und die Ablösung der politischen Struktur des weströmischen Reiches durch unabhängige Nachfolgekönigreiche veränderten die antike Welt dramatisch. Obwohl in Deutschland in der Vorkriegszeit eine umfassende spätantike Prosopographie geplant war, wurde sie aufgrund der historischen Entwicklungen nie verwirklicht. Stattdessen entstanden im Vereinigten Königreich und in Frankreich einzelne prosopographische Projekte, die künstlich Grenzen in einer Welt zogen, die zweifellos viel vernetzter war. Infolgedessen hat sich die prosopographische Forschung traditionell auf spätantike Eliten konzentriert und dem Rest der Gesellschaft und den Spuren ihres Lebens, insbesondere in Inschriften und Papyri, wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Frühere Projekte haben zudem die "weltliche" Sphäre der Regierung von der "religiösen" Sphäre der Kirche getrennt und damit die Vorstellung gefördert, dass es sich um unterschiedliche Bereiche handelte, deren Kontakte zu Spannungen führten. Unser Projekt baut auf wissenschaftlichen Erkenntnissen auf, die diese Kategorisierungen in Frage stellen, und zeigt gleichzeitig das Potenzial von „open linked data“ auf, das Verständnis vergangener Gesellschaften zu bereichern. In einem ersten Schritt werden wir die Prosopography of the Later Roman Empire (die sich auf die Mitglieder der kaiserlichen Regierung konzentriert und nur in gedruckter Form vorliegt) digitalisieren und aktualisieren und diese sowie die ihr zugrunde liegenden Daten über die Webseite von Cambridge University Press öffentlich zugänglich machen. Weiterhin werden wir eine zentrale elektronische Ressource nach den neuesten Standards für „open linked data“ erstellen, die die PLRE-Daten mit Informationen aus Prosopographien zur Kirche und Belegen für Personen unterhalb der Eliten kombiniert. Diese Ressource wird die Forschung zu zwei Fallstudien zu spätantiken Regionen unterstützen: Die erste, zu Nordafrika, untersucht den Transfer lokaler Eliten in den Klerus und die Rolle, die soziale Netzwerke hierbei spielten; die zweite, zu Britannien, untersucht die sozialen Interaktionen von Personen unterhalb der Eliten und den Grad ihrer sozialen und geografischen Mobilität. Diese digitale Plattform wird die Projektdaten auch mit anderen Informationen über spätantike Personen verknüpfen, die in einer Vielzahl von Online-Repositorien enthalten sind, darunter biografische Wörterbücher, Datenbanken zu Statuen, Inschriften und Papyri sowie Museumskataloge. Dieser zentrale Knotenpunkt wird den Zugang zu der Fülle an Material erleichtern, das über eine große Anzahl unterschiedlicher Webseiten verstreut ist, abgeschlossene digitale Projekte wiederbeleben und eine stabile Basis für neue Projekte schaffen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Dr. Gabriel Bodard; Professor Dr. Richard Flower; Dr. Charlotte Tupman
 
 

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