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Ferne Körper, ferne Länder – Ungarische staatssozialistische Expertinnenerfahrungen im globalen Süden 1960-1980

Antragstellerin Dr. Réka Krizmanics
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 508880802
 
Mein Projekt untersucht die epistemischen Rahmenbedingungen sowie die praktischen Prozesse rund um die Entsendung ungarischer Expertinnen (Lebensmitteltechnik, Medizin, Hydrologie) in ausgewählte Länder des Globalen Südens im Zeitraum von den 1960er Jahren bis zum Ende des Staatssozialismus in Ungarn. Mein Hauptinteresse liegt in der Konstruktion eines bisher beispiellosen intersektionalen Rahmens, der Geschlecht, Staatssozialismus, Rasse und Klasse als integrierten analytischen Hintergrund betrachtet, die ich benutze um die Erfahrungen der spezifischen Expertinnen zu interpretieren. Zweitens demonstriere ich, dass diese Erfahrungen durch transkulturelle Begegnungen und Parteilichkeit geprägt waren, und ich untersuche, wie sie die Sprache und die staatssozialistische Vorstellung vom Globalen Süden in Ungarn beeinflusst haben, und somit eine weibliche Instanz in diesen Prozessen ausfindig machen. Der Kontext des wachsenden Engagements der Zweiten Welt im Globalen Süden bietet eine Chance für eine intersektionale Analyse, die sich auf Expertinnen konzentriert. Im Laufe der 1960er bis 1980er Jahre wurden im Rahmen der transsystemischen internationalen Zusammenarbeit oder bilateraler Abkommen, ähnlich wie in anderen staatssozialistischen Regimen, Tausende von Experten aus Ungarn entsandt, um sich an der Schaffung oder Erhaltung verschiedener lebenswichtiger Infrastrukturen zu beteiligen. An diesen Missionen nahmen auch Expertinnen unterschiedlicher beruflicher Herkunft und Klassenzugehörigkeit teil, die mit ihren Familien umzogen und mehrere Jahre vor Ort verbrachten. Ich konzentriere mich auf ihre Erfahrungen und mich dabei auf eine Vielzahl von Quellen stützen: Ego-Dokumente, Dokumentationen verschiedener staatlicher Organe, die an der Vermittlung von Expertenmissionen beteiligt sind, Berichte, die Experten nach ihrer Rückkehr vorgelegt haben, und die Berichterstattung über ihre Aktivitäten in der ungarischen Presse. Meine Untersuchung beleuchtet unterschiedliche weibliche Fremdwahrnehmungen an den Orten des Experteneinsatzes und vergleicht die Erzählungen dieser Begegnungen in Ego-Dokumenten und amtlichen Dokumenten. Die offiziellen Dokumente, die die Vorbereitungsprozesse der aufeinanderfolgenden Generationen von zu entsendenden Experten informierten, können weiter verwertet werden, um zu sehen, wie offizielle Stellen die weiblichen Rückmeldungen aufgenommen oder vernachlässigt haben und ob es Versuche gab, unterschiedliche Vorbereitungsmaterialien für männliche und weibliche Kandidaten zu erstellen. Dieses Interesse erklärt die Bedeutung der großen Zeitspanne der Forschung, da diskursive Veränderungen langfristig besser nachvollzogen werden können. Mein Projekt macht einen Beitrag zur Literatur über sozialistischen Internationalismus, Zweite-Welt-Dritte-Welt-Begegnungen, geschlechtsspezifische Erfahrungen des Staatssozialismus und geschlechtsspezifische Aspekte von Fachkentnisse, Othering, transkulturelle Begegnungen und Solidaritäten leisten.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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