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Theater und Drama des 18. Jhs. - Bibliographie

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 1996 bis 2006
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5211400
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Ermittlung und Verfügbarmachung der dramatischen Produktion innerhalb einer definierten und begrenzten Zeitspanne (1700 - 1799) und innerhalb eines historisch und geographisch geschlossenen Raums, nämlich des ehemaligen Deutschen Reichs, hat zu vielen - für die Literaturgeschichtsschreibung überraschenden - Ergebnissen geführt, da im Gegensatz zu allen bisherigen Untersuchungen in dem Projekt zum erstenmal die weitgespannte Vielsprachigkeit berücksichtigt, die seinerzeit die Theaterwirklichkeit geprägt hat. Mithin galt es, nach lateinischen, französischen, italienischen, deutschen (auch mundartlichen), dänischen, tschechischen und sogar ungarischen Quellen zu suchen. Die Resultate reichen weit über theatergeschichtliche Fragestellungen i.e.S. hinaus. Vor allem die Diskrepanz zwischen unseren aus Lehrbüchern bezogenen Vorstellungen über die Literatur des 18. Jahrhunderts und der Wirklichkeit wird an dem untersuchten Material deutlich: Unsere Vorstellung vom Theater des 18. Jahrhunderts ist geprägt von den präskriptiven Theorien eines Gottsched, Lessing usw., die ihren Wirklichkeitsbezug nur aus dem Blick auf den protestantisch-sächsischen Raum beziehen, damit jedoch nur ein - völlig unrepräsentatives - Bruchstück der tatsächlich existierenden Bühnenliteratur wahrnehmen. Diese war im süddeutsch-katholischen Raum - und damit zugleich zum quantitativ größten Teil - nicht an den Regeln der Leipziger Literaturtheoretiker ausgerichtet, sondem an ganz anderen Gegebenheiten teils konfessioneller, teils aus den Organisationsformen (Wandertruppen!) resultierender Art. Die Erkenntnis, dass der am häufigsten auf deutschen Bühnen des 18. Jahrhunderts gespielte Autor der Italiener Metastasio gewesen ist (in deutscher oder italienischer Sprache, mit oder ohne Musik), stehe hier als ein Beleg dafür, dass aufgrund der Projektergebnisse die Theater- und Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts, was das Drama angeht, für die Territorien des Alten Reiches ganz neu geschrieben werden muss. Mit der Publikation der „Bibliographia dramatica" wurde der Versuch untemommen, die musikalisch-dramatische und theatralische Tradition Mitteleuropas in ihrer wahrscheinlich produktivsten Phase (dem 18. Jahrhundert) international zugänglich zu machen. Entsprechend wird mit ihrem Material auch im europäischen Ausland intensiv, ja schon jetzt intensiver gearbeitet als in Deutschland. An denkbaren Folgeuntersuchungen ergeben sich vielerlei Möglichkeiten. Abgesehen von der Tatsache, dass die „Bibliographia dramatica" Material für zahllose künftige Publikationen bietet, zeigen die Arbeiten von Jörg Krämer oder Joachim Schimpf, wie informativ bereits jetzt fächerübergreifend mit den in den Bänden der „Bibliographia dramatica" publizierten Ergebnisse gearbeitet werden könnte. Zudem fehlen seit über einem Jahrhundert quellengestützte Monographien zu nahezu allen großen Dramatikern des 17. und 18. Jahrhunderts. Zu einigen (und keineswegs den unwichtigen) gibt es überhaupt keine Werkeditionen. Unter Nutzung neuerer Druck- und Reproduktions verfahren ließen sich ohne großen Aufwand einige der ganz wichtigen Texte (und ganze Werke einzelner Autoren) wieder zugänglich machen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Bibliographia dramatica et dramaticorum: Kommentierte Bibliographie der im ehemaligen deutschen Reichsgebiet gedruckten und gespielten Dramen des 18. Jahrhunderts nebst deren Bearbeitungen und Übersetzungen und ihrer Rezeption bis in die Gegenwart. Bd. 6 - 23, Einführung - Ergebnisse - Erkenntnisse, Literaturverzeichnis. Tübingen: Niemeyer, 1996 - 2005

  • Theater, Repräsentation und konfessionelle Polemik im Zeitalter der Aufklärung. Regensburger Schauspiele im 18. Jahrhundert. Mit Einführung und Kommentar. Regensburg 1998. 450 S. (= Regensburger Skripten zur Literaturwissenschaft, reihe edition, Bd. 1)
    Reinhart Meyer
  • Die Rezeption der Opernlibretti Pietro Metastasios. In: Andrea Sommer-Mathis und Elisabeth Theresia Hilscher.- Pietro Metastasio - uomo universale (1698- 1782). Festgabe der österreichischen Akademie der Wissenschaften zum 300. Geburtstag von Pietro Metastasio. Wien: Akademie-Verlag, 2000; S. 311 - 352
    Reinhart Meyer
  • Die Idee eines deutschen „Nationaltheaters". In: Alena Jakubcovà, Jitka Ludvova (und) Václav Maide (Hgg.): Deutschsprachiges Theater in Prag. Begegnungen der Sprachen und Kulturen. Prag 2001; S. 15 - 30
    Reinhart Meyer
  • Die Rezeption der Dramen Metastasios im 18. Jahrhundert. In: Mario Valente: Legge Poesia e Mito. Giannone Metastasio e Vico fra "tradizione" e "trasgressione" nella Napoli degli anni venti del settecento. Roma: Aracne, 2001; S. 416 - 451
    Reinhart Meyer
  • Trattamento e adattamento di testi delle opere Metastiasiane nel '700 sull' esempio de "La dementia di Tito." In: E. Sala Di Felice: Il Melodramma di Pietro Metastasio. La Poesia, la musica, la messa in scena e l'opera italiana nell settecento. Roma: Aracne, 2001; S. 423-439
    Reinhart Meyer
  • Die Theorie des deutschen Singspiels von Gottsched bis Reichardt - mit Blick aufdie musiktheatralische Praxis. In: Johann Friedrich Reichardt. Zwischen Anpassung und Provokation / Goethes Lieder und Singspiele in Reichardts Vertonung. Halle an der Saale 2003; S. 285 - 307
    Reinhart Meyer
  • Metastasio und Reichardt. In: Walter Salmen: Johann Friedrich Reichardt und die Literatur. Komponieren, korrespondieren, publizieren. Hildesheim, Zürich, New York 2003; S. 218 - 225
    Reinhart Meyer
  • Hasse und Metastasio. In: Intermezzi per musica. Johann Adolf Hasse zum 300. Geburtstag. XXVII. Internationale Wissenschaftliche Arbeitstagung Michaelstein, 30. April bis 2. Mai 1999. Im Auftrag der Stiftung Kloster Michaelstein hg. von Bert Siegmund. Michaelstein 2004; S. 67 - 82. (= Michael Steiner Konferenzberichte, Band 61)
    Reinhart Meyer
  • Intermezzi per musica - Fragen und Möglichkeiten der Aufführung. In: Intermezzi per musica. Johann Adolf Hasse zum 300. Geburtstag. XXVII. Internationale Wissenschaftliche Arbeitstagung Michaelstein, 30. April bis 2. Mai 1999. Im Auftrag der Stiftung Kloster Michaelstein hg. von Bert Siegmund. Michaelstein 2004; S. 99 - 113. (= Michael Steiner Konferenzberichte, Band 61)
    Reinhart Meyer
  • Wie hinderlich „Wissen" sein kann, oder: Über die Dialektik von Irrtum und fortschreitender Erkenntnis. Überlegungen zu den Arbeiten an der „Bibliographia Dramatica et Dramaticorum". In: Hans-Albrecht Koch (Hg.): „Goedekes Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen" und die bibliographische Erschließung literarischer Texte. Gespräch mit Freunden, Herbert Jacob zum 26. Dezember 2004. Overath: Bücken & Sulzer Verlag 2004; S. 83 - 109
    Reinhart Meyer
  • Lessing on the German-Speaking Stage in the Federal Republic of Germany, Austria and Switzerland, 1945 - 1990. In: Barbara Fischer and Thomas C. Fox (editors): A Companion of the Works of Gotthold Ephraim Lessing. USA: Camden House 2005; S. 283 - 300. (=Studies in German literature, linguistics, and culture)
    Reinhart Meyer
  • Welche Stücke passen im 18. Jahrhundert zu einem Nationaltheater? In: Horst Fassel (Hg.): Das deutsche Staatstheater Temesvar nach 50 Jahren. Tübingen / Temesvar 2005; S. 11 - 15. (= Thalia germanica. Bd. 7)
    Reinhart Meyer
  • Norddeutsche Aufklärung versus Jesuiten. In: Jenseits der Diskurse. Aufklärungspraxis und Institutionenwelt in europäisch komparativer Perspektive. Hg. von Hans Erich Boedeker und Martin Gierl. Göttingen 2007; S. 99 - 132. (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Bd. 224)
    Reinhart Meyer
 
 

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