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Das Geweb ist satanisch fein. Friedrich Schillers, Kabale und Liebe, als Text der Gewalt.

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2000 bis 2001
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5268792
 
Diese Studie leistet die Re-Lektüre eines kanonischen Textes, der sich unter dem Aspekt seiner (sprachlichen, diskursiven, textuellen) Gewaltstruktur auf neue Weise erschließt.Sprachliche Gewalt erscheint gewissermaßen als Textgenerator des bürgerlichen Trauerspiels Kabale und Liebe. Über Gewalt-Akte auf der Sprech-Handlungsebene hinausgehend sind umfassende Diskurse - der bürgerlicher Tugendmoral, der schwärmerischer Empfindsamkeit oder kraftgenialischen Liebespathos - gewaltgeprägt. Diese konstituieren wiederum ihrerseits eine Art textueller Gewalt: Die Figuren streben verschiedene dramatische bzw. dramaturgische Konzepte an (empfindsam-heroisches Drama, rührendes Familienstück, Märtyrertragödie, Intrigendrama) und beanspruchen dementsprechend Autorschaft, Regie und Rollenverteilung.Eine derartig heterogene Textstruktur, die auf eine Pluralität verschiedener Dramenentwürfe anstelle eines Dramas aus einem Guß hinausläuft, hat gravierende gattungstheoretische Konsequenzen. Die von der Literatursoziologie herausgestellte Funktion der Gattung als Instrument bürgerlicher Selbstversicherung scheint bereits mit Kabale und Liebe obsolet zu werden, die Gattung bürgerliches Trauerspiel nicht erst bei Hebbel, sondern schon bei Schiller an ein Ende zu kommen. Dieses Ende kann dennoch produktiv verstanden werden: als Zeichen von Modernität. Durch seine komplexe diskursive und in gewissem Sinn gattungssprengende Struktur weist der Text voraus auf die Moderne.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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