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Landschaftsarchäologie in Thessalien (LAiT)

Antragstellerin Dr. Agathe Reingruber
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 532768457
 
Eine große Herausforderung unserer Generation ist die Lokalisierung gefährdeter, aber noch unerkannter archäologischer Stätten und ihre Erhaltung. Durch die moderne Landwirtschaft und den Klimawandel hat die Zerstörung von Denkmälern zugenommen. Besonders gefährdet sind prähistorische Siedlungen mit nur dünnen Ablagerungen, die Flachsiedlungen. Diese sind in Thessalien bislang nicht systematisch untersucht worden, da eher die meterhohen Siedlungshügel das internationale Forschungsinteresse auf sich ziehen. Um diese Wissenslücke zu schließen, sind interdisziplinäre Studien vorgesehen, an denen ein internationales Team beteiligt ist. In unserem Vorhaben werden wir nicht-invasive Methoden einsetzen, um ein genau definiertes Gebiet im Nordosten Thessaliens diachron (ca. 6500 bis 3200 v. Chr.) zu untersuchen. Alle erfassten Daten werden in einem geografischen Informationssystem zusammengeführt. In einem ersten Schritt werden die bereits bekannten prähistorischen Siedlungen dreidimensional eingemessen und in einem zweiten, zusammen mit den durch intensive systematische Surveys neu entdeckten Fundstellen, interdisziplinär untersucht. Mit Hilfe von geophysikalischen Prospektionen werden wir an sechs ausgewählten Orten aus verschiedenen prähistorischen Perioden Siedlungsbilder erstellen. Außerdem wollen wir die Beziehung der prähistorischen Siedlungen zu (heute ausgetrockneten) Gewässern ermitteln. Die Thessalische Ebene wird durch das Flusssystem des Pinios entwässert: Ein Abschnitt dieses Flusses verläuft in S–N-Richtung durch eine flache Senke, die in der Antike vom See Nessonis gefüllt war. Anhand von Tomographien und Bohrungen werden wir unsere Arbeitshypothese überprüfen, wonach sich hier auch in prähistorischer Zeit ein See erstreckte, an dessen Ufern Siedlungen gegründet wurden. Mittels extensiver Begehungen wenden wir uns einer bislang wissenschaftlich nicht untersuchten Objektgruppe an den Berghängen zu: den Schälchensteinen. Diese können nicht sicher datiert werden, und auch ihre Funktion und ihr Bezug zu den prähistorischen Siedlungen ist ungewiss. Darüber hinaus wollen wir anhand von Rohstoffanalysen herausfinden, wie intensiv die Gemeinschaften aus den verschiedenen Bereichen Ost-Thessaliens im Austausch standen und ob bzw. wie sich die Netzwerke in diachroner Betrachtung verändert haben. Diese Auswertungen erfolgen im Kontext eines aufgrund von Keramikanalysen und Radiokarbondaten in Teilen bereits erarbeiteten relativen und absolut-chronologischen Gerüsts, das aber noch weiter verfeinert werden muss. Ergänzt mit Ergebnissen früherer Forschung, wird es möglich sein, sowohl das Siedlungsverhalten in prähistorischer Zeit besser zu beschreiben, als auch die Art und Weise wie prähistorische Gemeinschaften auf die natürlichen Veränderungen der Umwelt reagiert und sich als Gesellschaft angepasst oder verändert haben, aufzuzeigen. Dies würde eine neue Sichtweise auf die prähistorische Besiedlung im nordöstlichen Thessalien ermöglichen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Griechenland
Kooperationspartner Dr. Giorgos Toufexis
 
 

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