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Textkritik, Edition, Analyse und philologische Kommentierung einer altokzitanischen Synonymenliste in hebräischer Graphie mit romanischen, lateinischen, arabischen, biblisch- und rabbinisch-hebräischen Elementen

Subject Area Individual Linguistics, Historical Linguistics
Term from 2004 to 2008
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5427131
 
Final Report Year 2012

Final Report Abstract

Im Rahmen des Projekts wurde die kritische Edition einer altokzitanischen Synonymenliste in hebräischer Schrift, die sich im zweiten Teil des 29. Buches des Sefer ha-Shimmush befindet, auf der Grundlage von drei erhaltenen Handschriften vorgenommen. Die Liste ist mit 435 Einträgen, in denen meist altokzitanischen oder lateinischen Lemmata weitere altokzitanische, lateinische, arabische und hebräische Synonyme gleichgesetzt werden, relativ umfangreich. Zum Zeitpunkt der Antragsstellung war dies die einzige bekannte Liste aus dem medizinisch-botanischen Bereich, die von altokzitanischen Lemmata ausgeht. Auch handelt es sich bei dieser Synonymenliste, die um die Mitte des 13. Jhs. angefertigt wurde, um eine der ältesten medizinfachsprachlichen Quellen des Altokzitanischen; andere erhaltene Texte datieren meist aus dem 14. oder 15. Jh. Die Tatsache, dass hier auch nicht-hebräische Sprachen, d.h. Romanisch, Latein und Arabisch, mithilfe von hebräischen Buchstaben verschriftlicht wurden, führte nach vollendeter Edition zunächst dazu, dass die Termini im Hinblick auf die Systemhaftigkeit der Transkription hin untersucht wurden. Hierbei konnte im Wesentlichen auf die Erfahrungen zurückgegriffen werden, die die Antragssteller während der Bearbeitung der 1. Liste des SHŠ gemacht haben. Da es sich bei SHŠ29-2 um die Fortsetzung von SHŠ29-1 handelt, schien es plausibel zu sein davon auszugehen, dass es sich bei der romanischen Sprache wie in der 1. Liste auch in der 2. Liste um Okzitanisch und/ oder Katalanisch handelt. Diese Ersthypothese wurde bereits nach der Identifizierung der ersten Termini bestätigt. Schwieriger gestaltete sich die Trennung zwischen diesen beiden eng verwandten Sprachen. In Einzelfällen konnte jedoch entweder aufgrund von phonologischen Unterscheidungsmerkmalen oder aufgrund der Beleglage eine klare Tendenz hin zu Okzitanisch ausgemacht werden. Ausnahmsweise erscheinen dennoch wenige Termini, die offensichtlich eindeutig katalanisch sind; dies wird damit begründet, dass es sich bei dem Autor Shem Ṭov um einen katalanischen Muttersprachler handelt, dessen Alltagssprache zwar Okzitanisch war, Einflüsse der Muttersprache aber naturgemäß nicht auszuschließen sind. Die 2. Liste wurde nach der Fertigstellung der 1. Liste verfasst. Shem Ṭov nutzte dabei die romanischen und lateinischen Synonyme der 1. Liste und verwendete sie dann als Lemmata. Zudem ergänzte er das Material durch zusätzliche Termini, die er höchstwahrscheinlich weiteren lateinischen Synonymenlisten wie etwa der Alphita und der Sinonima Bartholomei entnahm. Die neuen lateinischen Termini können drei unterschiedlichen Kategorien zugeordnet werden: 1) Sie erscheinen als zusätzliche Lemmata; 2) sie erscheinen als zusätzliche Synonyme zu Termini, die der 1. Liste entnommen sind und jetzt als Lemmata fungieren; 3) die ursprünglich lateinischen Termini werden romanisiert und können Lemma oder Synonym sein. Für die historische Lexikographie des Altokzitanischen kann das Projekt wertvolle Daten beisteuern: Die Bedeutung ist bei einigen altokzitanischen Termini erweitert, insofern als die arabischen und hebräischen Synonyme eine andere Bedeutung haben als die, die der okzitanische Terminus gemäß der bisher bekannten Beleglage hat. Neben solchen Bedeutungserstbelegen sind auch zahlreiche generelle Erstbelege oder gar hapax legomena festzustellen, aufgrund derer die bisherige Datierung der Lexika revidiert werden muss. Die Beschäftigung mit der mittelalterlichen Textsorte Synonymenlisten, insbesondere für den okzitanischsprachigen Raum, führte zur Entdeckung weiterer solcher Listen in hebräischer Graphie, die von den Antragsstellern teilweise schon ausgewertet wurden. Erste Erkenntnisse lassen vermuten, dass diese Listen eine Fundgrube zusätzlichen lexikalischen Materials sind, die der medizinisch-historischen Lexikographie weitere einzigartige Belege liefern werden.

Publications

  • (2004): „Reconstrucció de la terminologia mèdica occitano-catalana del segle XIII a través de llistats de sinònims en lletres hebrees. Edició i anàlisi del vint-i-novè llibre del Sèfer ha-Ximmuix de Xem Tov ben Isaac de Tortosa", in : Actas del I congrès de l'estudi dels jueus en territori de llengua catalana, Barcelona, 69-81
    Mensching, G. / Savelsberg, F.
  • (2005): „The Literature of Hebrew Medical Synonyms: Romance and Latin Terms and their Identification", in: Aleph 5, 169-211
    Bos, G. / Mensching, G.
  • (2011): Novel Medical and General Hebrew Terminology from the 13th Century. Translations by Hillel Ben Samuel of Verona, Moses Ben Samuel Ibn Tibbon, Shem Tov Ben Isaac of Tortosa, and Zeraḥyah Ben Isaac Ben She’altiel Ḥen [= Journal of Semitic Studies, Supplement Series 27], Oxford
    Bos, G.
  • (2006): „Per la terminologia medico-botanica occitana nei testi ebraici: Le liste di sinonimi di Shem Tov Ben Isaac di Tortosa", in: Corradini Bozzi, M.S. / Periñán, B. (Hgg.): Atti del convegno internazionale, Pisa 7-8 novembre 2003: Giornate di studio di lessicografia romanza, Pisa, 93-108
    Mensching, G.
  • (2007): „Ein Beitrag zur Erforschung der mittelalterlichen hebräischen Fachsprache der Medizin: Die Edition des 29. Buches des Sefer ha-Shimmush des Shem Tov ben Isaak von Tortosa”, in: Kuyt, A. / Necker, G. (Hgg): Orient als Grenzbereich? Rabbinisches und außerrabbinisches Judentum [= Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes vol. 60]. Wiesbaden, 157–168
    Hussein, M.
  • (2008): „Medizinische Synonymliteratur in hebräischen Quellen zwischen Rezeption und Innovation: Shem Tov Ben Isaac von Tortosa und seine Übersetzung des Kitab altasrif von al-Zahrawi”, in: Boschung, D. / Wittekind, S. (Hgg.): Persistenz und Rezeption. Weiterverwendung, Wiederverwendung und Neuinterpretation antiker Werke im Mittelalter. Wiesbaden, 65-83
    Bos, G.
  • (2008): „The Creation and Innovation of Medieval Hebrew Medical Terminology: Shem Tov Ben Isaac, Sefer ha-Shimmush”, in: Akasoy, A. / Raven, W. (Hgg.): Islamic Thought in the Middle Ages. Studies in Text, Transmission and Translation, in Honour of Hans Daiber. Leiden-Boston, 195-218
    Bos, G.
  • (2009): „Listes de synonymes hébraïques-occitanes du domaine médicobotanique au Moyen Âge", in: Latry, G. (Hg.): La voix occitane. Actes du VIIIe Congrès Internationale d’Études Occitanes, 2 Bde, Bordeaux, Vol. I, 509-526
    Mensching, G.
  • (2011): Medical Synonym Lists from Medieval Provence: Shem Tov ben Isaak of Tortosa: Sefer ha-Shimmush. Book 29. Part 1: Edition and Commentary of List 1 (Hebrew - Arabic - Romance/Latin), Leiden: Brill
    Bos, G. / Hussein, M. / Mensching, M. / Savelsberg, F.
 
 

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